SK Halle 1946 eV
Bezirksmeisterschaften 2023
Bei den Bezirksmeisterschaften waren wir dieses Jahr mit am Wochenende mit fünf Jugendlichen vertreten. Leider hat es noch nicht ganz für eine Qualifikation zu den OWL Meisterschaften gereicht. Florian wurde 6. in der U14. Oleh war wohl am nächsten dran, aber die entscheidende Partie gegen den späteren Turniersieger Alexander Döding ging leider verloren und am Ende wars dann nur der 7. Platz. Luka-Joel spielte ein sehr ordentliches Turnier, auch weil er sich in die Partien reinbiss und, wie auf den Bildern zu erkennen, auch mal der letzte am Brett war. Mit einer ähnlichen Leistung wäre er sicherlich bei der U10 OWL im Januar 2024 oben mit dabei. Luca und Ihor spielten im unteren Mittelfeld mit, wobei Ihor bei seinem ersten Turnier zwei Siege gelangen.
Die Fotos haben mir netterweise Eva und Swetlana geschickt. Die Tabellen mit allen Ergebnissen sind auf Chess Results zu finden (U12, U14, U16, U18). Die Spielbedingungen in Gütersloh waren wohl nicht besonders gut (Lautstärke) und 3 Runden am Tag in der U12 sind auch fragwürdig. Aber genug der Meckerei an dieser Stelle: Vielen Dank für die Ausrichtung an die Organisatoren in Gütersloh!
Ludger Höllmann gewinnt Teutopokal
In Versmold traf sich am Freitag ein sehr vielfältiges 17-köpfiges Teilnehmerfeld zur Oktoberausgabe des Teutopokals. Gewonnen hat Ludger Höllmann, ein Versmolder Original. Einigermaßen auf den Fersen bleiben konnte ihm nur Frank Bellers vom Königsspringer Herford und Paul Martin Wielebinski vom Osnabrücker SV, die am Ende mit jeweils einem Punkt Rückstand die Plätze 2 und 3 belegten.
Neben dem stark aufspielenden Versmolder Spitzenspieler Istvan Gazda waren einige starke Nachwuchsspieler angereist. Jule Cordes, die in der Frauenschach-Bundesliga für den Hemer SV spielt, belegte am Ende Platz 5. Konstantin Müller, der amtierende Deutsche Meister in der Altersklasse U8, hatte eigentlich geplant zur Zeit die Jugendweltmeisterschaft in Sharm el Sheikh in Ägypten zu spielen. Aufgrund der Sicherheitslage entschieden die Müllers sich aber kurzfristig gegen die Reise in das Krisengebiet und besuchten kurzfristig den Teutopokal. Konstantin besiegte einige nominell stärkere Spieler, belegte am Ende Platz 6 und gewann 38 ELO-Punkte. Sein Vater Irakli Müller wurde 11.
Das Turnier war leider die letzte Ausgabe des Teutopokals in Versmold, da sich die Spielvereinigung dazu entschieden hat in 2024 nicht mehr als Ausrichter dabei zu sein. Auch unser Schiri Stefan Ewert verabschiedete sich mit dem gestrigen Turnier. Vielen Dank an dieser Stelle für deine Dienste, lieber Stefan! Die nächste und gleichzeitig letzte Ausgabe des Teutopokals 2023 findet am 15. November in Bielefeld Babenhausen statt. Gastgeber des Turniers wird dann der Schachklub zweihochsechs Bielefeld sein.
Silbermedaille für Deutschland – Lily bei der Jugendeinzeleuropameisterschaft
Schön ist es in Mamaia, das Wetter im September 25-28 Grad, eine leichte Brise. Auf einer Landzunge zwischen dem Schwarzen Meer und der Hafenstadt Constanta ließ es sich durchaus aushalten. Die Anreise war etwas beschwerlich, da wir aus Bukarest noch 4 Stunden mit dem Bus fahren mussten. Wir kamen spätnachmittags im Hotel an, welches ganz in Ordnung war, mit einem leider etwas zu kalten Pool. Insgesamt waren inklusive Trainer, Schiedsrichter, Betreuer und Orgamenschen ca. 1500 Leute aus ganz Europa angereist. Deutschland war mit 28 Kindern und Jugendlichen in allen Altersklassen am Start. Wir trafen viele Bekannte von anderen Meisterschaften und lernten auch viele neue kennen. Es war ein großes Fest des Schachsports. Von dem nicht allzu weit entfernten Gräueln des Krieges in der Ukraine war bis auf ein paar Helikopterpatrouillenflügen die Küste entlang glücklicherweise nichts zu spüren, obwohl die ukrainische Grenze nur knapp 100km entfernt war. Einmal hat es auch unvermittelt laut geknallt und alle schauten sich erschrocken an. Die Ursache dafür blieb unbekannt und das Leben ging weiter. Wir hatten dieses Mal ein etwas anderes Setup gewählt als bei den vorigen klassischen Meisterschaften. Da kein Trainer vor Ort war, der Lily kannte, haben wir beschlossen, dass ich mich als Trainer versuchen würde und alleine mit ihr die Vor- und Nachbereitung der Partien übernehmen würde. Dies war auch dem Bestreben geschuldet, ein paar schlechte Entscheidungen bezüglich Eröffnungswahl bei der DJEM wieder gut zu machen bzw. es dieses Mal besser zu machen. Wir wollten aus unseren Fehlern lernen! Es war nach dem 7. Platz bei der DJEM und dem Verpassen der direkten Qualifikation eigentlich gar nicht geplant im Mamaia dabei zu sein. Lily hatte sich für die Meisterschaft erst im letzten Moment durch eine 1600er Performance bei den Haller Jugendopen qualifiziert und ist damit nach Ablauf der offiziellen Meldefrist im letzten Moment erst auf den „Zug nach Mamaia“ aufgesprungen.
Gedränge und Aufregung vor der ersten Runde
Nach einer kurzen Eröffnungszeremonie fing mit etwas Verspätung auch schon die erste Runde an. Lily startete als Setzlistenerste an Brett 1. Setzlistenerste klingt erst einmal nach Turnierfavoritin, aber wir waren gewarnt. Wie auch schon bei der WM in Batumi, die Lily dieses Jahr gespielt hat, fiel auch bei der EM wieder auf, dass die Kinder aus Osteuropa verhältnismäßig deutlich stärker spielen, als ihre ELO-Zahlen vermuten lassen. Am Ende des Turniers sollten fast alle Deutschen ordentlich ELO verlieren. In der ersten Runde bekam Lily gleich eine dieser Kandidatinnen ans Brett: Gegen Niya Malcheva aus Bulgarien gelang Lily aber eine recht saubere Partie, in der sie nie schlechter stand. Nach einer strategischen Fehlentscheidung von Niya gewann Lily das Spiel dann auch sicher.
Schwarz hat einen tollen Springer auf c4, Weiß einen auf d3. Niya entschied sich diese beiden zu tauschen, das erleichtert aber das Spiel für Weiß, weil dann der bessere Läufer von Weiß erst voll zur Geltung kommen kann.
In der zweiten Runde entschieden wir uns etwas Konkretes gegen den Paulsen Sizilianer vorzubereiten, den ihre Gegnerin in allen in der Datenbank bekannten Partien pflegt zu spielen. Das hat auch wunderbar funktioniert, Lily war lange in ihrer Vorbereitung und baute Druck auf. Smaranda-Maria Tcaciuc aus Rumänien suchte aber durchaus Gegenchancen und hatte einmal sogar die Möglichkeit mit einem !-Zug die Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden:
d4! ist hier stark, da auf h1 matt droht, was nur unter Figurenverlust abzuwehren ist. Die Rumänin hat das glücklicherweise nicht gesehen und Lily gewann nach ein paar Abtäuschen das vorteilhafte Endspiel sicher.
Der Hotelpool – Treffpunkt nach jeder Runde.
Alisa Volyk aus Kiew saß in der dritten Runde Lily gegenüber. Wir bereiteten angenommenes Damengambit vor und Lily bekam dieses auch aufs Brett. Alisa war aber ebenfalls gut vorbereitet und kannte die gängigen Pläne und Theorievarianten ziemlich gut und beide fanden bis zum 23. Zug immer einen der besten Züge. Die Partie bewegte sich im Gleichgewicht. Im 24. Zug bot sich dann Lily die Gelegenheit, die Partie zu entscheiden.
La6 geht taktisch nicht. Nach Lxa6 Txd4 Lxe2 ist einfach eine Figur weg. Ist nicht so schwer oder? Stimmt! Lily sah eigener Aussage nach die Kombination auch am Brett, hat sie aber unerklärlicherweise dann doch nicht gespielt.
Die Partie wurde Remis und Lily gab damit den ersten halben Punkt ab. Mit Alisa hat Lily später auch noch ein paar Mal am Pool gespielt. Grüße nach Kiew gehen raus!
In der vierten Runde spielte Lily gegen Solomiia Svitenko, eine weitere Ukrainerin (ELO 1236). Wir erwarteten trotz des nominell gewaltigen ELO-Unterschieds eine Partie auf Augenhöhe und so kam es. Lily spielte Caro-Kann, dass Weiß die Vorstoßvariante wählen würde, war keine Überraschung, darauf hatten wir uns intensiv vorbereitet. Den weißen Königsspringer dann über e2 nach g3 zu entwickeln war dann aber schon abseits der Theorie. Lily war damit frühzeitig auf sich gestellt, fand aber am Brett einen überzeugenden Aufbau gegen das langsame System von Schwarz.
Modernes Schach: Harry, der h-Bauer, muss laufen! h5 ist hier eine gute Entgegnung von Schwarz. Mit dem Springer auf g3 droht latent h4 mit der Vertreibung desselben.
In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Beide Kinder spielten gutes Schach und verfolgten klare Pläne. Solomia griff am Königsflügel an, Lily am Damenflügel. Wer zuerst mit seinem Angriff durchschlagen würde, würde den vollen Punkt einsacken. In der folgenden Stellung geschah dann der Weißen der entscheidende Fehler.
Sc3 lässt den d4 Bauern ungedeckt. Lily überlegte lange, ob sie ihn wirklich schlagen sollte, denn der Freibauer auf a5 sieht auf den ersten Blick auch gefährlich aus. Die schwarze Dame kann aber zwischenzeitlich so viel Schaden in der weißen Königsstellung anrichten, dass der Freibauer objektiv keine Chance zur Umwandlung hat. Lily schätze das letztlich richtig ein, nahm sich ein Herz und schlug ihn weg.
Zum Schluss gab es in der Partie dann noch eine hübsche Taktik, die Lily fast eine ganze Stunde Endspielverwertung hätte ersparen können.
Hier gibt es für Schwarz einen „Ausknipser“. Ich verrate jetzt mal nicht den Zug, Lily sah ihn auch nicht und sammelte lieber erstmal die Bauern um den König ein.
Es gab in Mamaia zwei Spiellokalitäten. U8 und U10 spielten direkt neben dem Delegationshotel im Restaurant „Estival“. Die oberen Altersklassen im größeren „Dorna“, wo auch später die Siegerehrung stattfinden sollte und welches 10 Minuten zu Fuß entfernt war. Wir schauten dort trotzdem vor der Runde mal vorbei, in der Hoffnung etwas im Schachshop stöbern zu können, der aber nur zu den jeweiligen Runden offen hatte.
Blick in den Saal im Dorna Restaurant. Direkt hinter den Scheiben im Hintergrund liegt der Hotelpool – durchaus ein Anreiz, seine Partie schnell zu gewinnen und dann direkt hineinzuhüpfen.
Das Restaurant wurde vor dem Ruhetag komplett leer geräumt, damit Samstag Abend eine Hochzeit stattfinden konnte, danach wurde dann wieder alles aufgebaut, als wäre nichts geschehen. Ging wohl organisatorisch nicht anders, aber welch ein Aufwand!
In der nächsten Runde wurde Lily gegen die Polin Zusanna Kaminska gelost. Bei der Team-EM vor ein paar Wochen haben die Polen alle vier Wettbewerbe gewonnen, was die ausgezeichnete Förderung der jugendlichen Schachelite in unserem Nachbarland belegt. Wir analysierten Zuzannas Partien und planten erstmals das Belgrader Gambit zu spielen, welches Lily in Iasi von der NRW-Landestrainerin Carmen Voicu-Jagodzinsky intensiv beigebracht wurde. Leider wählte Zuzanna eine Nebenvariante, die wir zwar auf dem Schirm hatten, bei der wir aber nicht die kritischste Entgegnung vorbereiteten, die viel konkretes Variantenwissen erfordert hätte. Stattdessen wählten wir eine Fortsetzung vor, die Weiß zwar angenehmes Spiel, aber keinen objektiven Vorteil sicherte.
Schwarz wählte statt des Hauptzugs exd4 Lb4, was theoretisch nach Sxe5 zu weißem Vorteil führt. Die Varianten sind aber kompliziert und wir bereiteten sie in der Tiefe nicht vor, da wir Zuzannas Wahl im Vorfeld nicht für wahrscheinlich hielten. Lily spielte gemäß Vorbereitung d5.
Im weiteren Partieverlauf hatte mal Lily, mal Zuzanna etwas Vorteil, Remis war letztlich ein gerechtes Ergebnis. Bei der Siegerehrung sollten später beide Mädchen nebeneinander auf dem Podest stehen. Von Vorteil war der Partieverlauf in dem Sinne, dass das Belgrader Gambit eben nicht aufs Brett kam und somit für die weiteren Runden noch nicht „verbrannt“ war. Spätere Gegnerinnen und deren Trainer konnten nicht wissen, dass wir es im Repertoire hatten und auch spielen wollten.
So bequeme Liegestühle gab es am Pool unseres Hotels leider nicht, sondern nur im Dorna Hotel nebenan ;-).
Nach der fünften Runde schnauften alle Teilnehmer einmal kurz durch, der einzige Ruhetag stand an. Einige planten Ausflüge, andere wollten einfach nur ausspannen. Option 3 waren zu Lilys Leidwesen Schulaufgaben. Da wir vor lauter Schach an den vorigen Tagen außer ein paar Englischvokabeln nichts geschafft hatten, nahmen wir uns den halben freien Tag um Mathe zu büffeln (An dieser Stelle vielen Dank an Mathias Ruddat für die Hilfe!). Nach Lilys Rückkehr würde sie schließlich die Klassenarbeit nachschreiben müssen. Dies war dann nach dem Mittagessen aber geschafft und so genossen wir noch den Rest des Tages im Schwarzen Meer und am Pool.
Bao Anh Angelina Nguyen Doan wartete am nächsten Tag auf Lily. Eine weitere junge Polin, dem Namen nach vietnamesischer Abstammung. Lily witzelte vor der Partie, dass ihr vollständiger Name wohl nicht auf das Partieformular passen würde. Nominell war sie die zweitschwächste Gegnerin von Lily im Gesamtturnier, aber wir waren gewarnt: 4 aus 5 mit nur einer Niederlage gegen die letztjährige U8-Europameisterin Zoe Veselow, gegen die sie in einer Gewinnstellung taktisch die Partie einstellte, und die schachliche Qualität ihrer bisherigen Partien sprachen eindeutig für eine Spielerin auf Augenhöhe mit Lily. Es entwickelte sich ein Caro-Kann-Mittelspiel, in dem Lily leider eine Ungenauigkeit unterlief.
Dc7 ist aus konkreten Gründen nicht gut. Nach Da4, welches Angelina fand, bekommt Schwarz schon Probleme, obwohl nicht sofort offensichtlich ist warum eigentlich. Lily spielte statt a6 aber mit Kf8 einen weiteren ungenauen Zug, nachdem der weiße Springer mit Tempo nach b5 kommt und Weiß schon auf Gewinn steht.
Angelina ließ später noch etwas Luft in die Partie und Lily stand ein Ausweg in ein schlechtes, aber nicht direkt verlorenes Endspiel zur Verfügung. Den sah sie aber nicht und so gewann die Polin verdient die Partie. Ein erster richtiger Rückschlag, Lily rutschte damit mit 4 aus 6 Punkten auf Rang 9 der Rangliste ab, es sollte ihre schlechteste Zwischenplatzierung bleiben.
Abendliches Sandburgenbauen mit Maila Ruddat. Links am Bildrand ist Anna Heidtkamp zu sehen, dahinter im Meer die Väter der beiden Mädels, mit denen Lily einen Großteil ihrer Freizeit in Mamaia verbrachte. Ich war auch einmal Schwimmen im Meer, war danach aber direkt erkältet. Zusammenhang? Wer weiß, das Meer hat mich dann aber vorsichtshalber nicht noch einmal gesehen.
Der Bademeister hatte Feierabend, die Mädels übernahmen :-). Herzliche Grüße an Maila Ruddat und Anna Heidtkamp an dieser Stelle!
In der nächsten Runde wartete Izan Idil aus der Türkei auf Lily. Wie oben schon angekündigt kam es dieses Mal aufs Brett: Das Belgrader Gambit. Leider traf Lily ausgangs der Eröffnung eine Fehlentscheidung, die Schwarz eine bessere Stellung bescherte.
Der Springer auf f6 muss geschlagen werden, so viel ist klar. Aber wie? Lily entschied sich aus strategischen Erwägungen (Läuferpaar, Struktur) für Sxf6. Das ist hier aber konkret ein Fehler, denn Dynamik ist an dieser Stelle entscheidend. Lxf6 hätte Weiß eine vorteilhafte Stellung gesichert.
Nach ein paar weiteren Ungenauigkeiten stand Lily völlig auf Verlust. Izan musste nur noch die entscheidende Taktik sehen.
Schwarz spielte direkt De4+, was Weiß die Partie rettete. Tg6 hätte direkt eine Figur gewonnen, da der Läufer nur nach h4 zurück kann, wo ihn die Dame nach De4+ hätte einsammeln können.
Schwein gehabt! Vermutlich hat das Schlüsselanhängerschweinchen „Schulze“, den Stifterin und Namensgeberin Lara Schulze Lily in Wolfenbüttel als Glücksbringer geschenkt hat, seine volle Wirkung entfaltet!
Weiß erreichte Ausgleich und Lily gelang es sogar die Partie im Endspiel zu gewinnen. Die arme Izan war am Boden zerstört angesichts der Chance, die sie gegen die Setzlistenerste hatte liegen lassen. Lily lag mit dem Sieg vor den letzten Runden somit immer noch gut im Rennen mit kleinem Abstand zur Spitze.
Anna Heidtkamp aus Düsseldorf spielte ebenfalls bis hierher ein gutes Turnier und so ergab es sich, dass beide wieder einmal ihre Freundschaft für ein paar Stunden ruhen lassen mussten, um am Brett gegeneinander anzutreten, wie schon so oft auf den vergangenen NRW- und Deutschen Meisterschaften. Insgesamt stand es zwischen den beiden 1,5 zu 1,5. Die letzte Partie auf der DJEM hatte Anna gewonnen. Über ihre Eindrücke bei der EM wird auch auf der Homepage des Schachbezirks Düsseldorf berichtet. Anna überraschte Lily mit 1.d4 und spielte das Colle System, was wir überhaupt nicht erwartet hatten. Aber Glück im Unglück: Lily hatte vor ein paar Wochen beim Landeskader in Herford vom Stützpunkttrainer Andre Wolf eine 3-stündige Lektion über dieses System, und wie man dagegen am besten vorgeht, erhalten. Dieses Wissen konnte sie nun anwenden und eine vorteilhafte Stellung erreichen.
Schwarz sollte hier Lf4 spielen und steht aufgrund des besseren Läufers, der besseren Struktur und des möglichen Vorstoßes e5 strategisch besser. Lily verrechnete sich aber und nahm mit der Idee Sc2 mit dem Läufer auf c5 raus. Leider hätte sich im weiteren Verlauf herausstellen können, dass nach Dxa1 die Diagonale ein Problem wird. Dazu kam es aber nicht, denn Anna sah das alles nicht und leistete sich im Gegenzug sogar einen noch größeren Blackout.
Txc5 ist ein grober Patzer, da die weiße Dame mit Schach geschlagen wird. Mit der Dame weniger spielte Anna noch ein paar Züge weiter und gab sich dann (unter Wert) geschlagen.
Mit diesem Sieg waren vor der letzten Runde die Medaillenränge in Reichweite. Die Gegnerin hieß allerdings Maria Anistoroaei, die bisher nur ein Remis gegen Zoe Veselow abgegeben hatte und vor der letzten Runde mit einem ganzen Punkt das Feld anführte. Sie brauchte nur ein Remis für den Euromapeistertitel. Lily musste gewinnen, wenn es mit dem Treppchen etwas werden sollte. Immerhin hatte sie Weiß und wir planten das erste Mal im Turnier mit d4 zu eröffnen, eine möglichst strategische Stellung zu erreichen und eine lange Partie zu spielen. Möglicherweise, so war die Hoffnung, würden sich zwischenzeitlich an den Brettern nebenan schon ein paar Ergebnisse einstellen, sodass Maria auch mit einer Niederlage gegen Lily das Turnier gewinnen und nicht das Letzte aus sich herausholen würde. Graue Theorie, es kam so ähnlich, nur besser :-). Maria hatte gegen d4 in einer vorigen Partie slawisch gespielt und wiederholte, möglicherweise etwas überrascht von Lilys Eröffnungswahl, diesen Aufbau. Lily hatte sich im Vorfeld das Youtube-Video von Bundestrainer Jan Gustafsson zu diesem System angeschaut und wusste daher, wie man gegen die gängigsten Systeme spielt. Maria wählte glücklicherweise eine gängige Fortsetzung (4. Lf5). Lily wusste Bescheid, erreichte Vorteil in der Eröffnung und setzte Maria unter Druck, worauf sie prompt einen Fehler beging.
Weiß hätte statt Sd7 0-0-0 spielen sollen, wonach die Stellung ok für Schwarz ist. Sich den b7 schlagen lassen ist schlecht und Lily nahm ihn auch ohne groß nachzudenken weg. Schwarz hat keine Kompensation.
Die Partie wurde an drei Stellen auch im Livestream analysiert, den der rumänische Schachverband ab Mitte des Turniers in englischer Sprache organisierte. Hier die beiden Clips zur Situation nach der Eröffnung und im Mittelspiel:
Lily verbesserte ihre Stellung immer weiter, eroberte bald einen zweiten Bauern und stand völlig auf Gewinn. Die Nerven der mitfiebernden Fans vor Ort und zuhause beruhigten sich schon etwas, alle erwarteten, dass ihre Heldin den Sieg sicher nach Hause bringen würde. Aber Lily war angesichts der zum Greifen nahen Medaille so aufgeregt am Brett, dass sie sich in folgender Stellung wieder etwas übersah.
Kb3??. Ich war noch nie dem Herzinfarkt so nahe wie in diesem Moment. Das stellt doch eine Figur ein! Maria als starke Spielerin, die sie nun einmal ist, sah das auch sofort, spielte Txb2 und hatte plötzlich einen Springer mehr. Die zwei verbundenen Freibauern bieten immerhin etwas Kompensation für Weiß.
Die Stellung war jetzt unklar, besser für Schwarz, aber schwierig zu spielen. Psychologisch aber war es vor allem für Lily eine enorme Herausforderung. Sie hatte wenig Zeit, gerade eine gewonnene Stellung weggeworfen und sie musste trotzdem die Partie unbedingt gewinnen. Zum Glück besann sie sich auf ihr Endspielwissen, dass in den letzten Monaten ein Schwerpunkt der Arbeit mit ihrem Trainer FM Tobias Vöge war: Zuerst die Stellung der Figuren maximal verbessern, dann die Freibauern laufen lassen. Und so geschah es am Brett, Lily gewann die Partie im Endspiel sozusagen ein zweites Mal.
Die Zeit ist gekommen! Sf7 ist ein Fehler, mit Kc8 hätte Schwarz das Endspiel verteidigen können. Nun spielte Lily c6 und die Bauern sind nicht mehr aufzuhalten.
Das Ende der Partie im Livestream
Lily hatte es geschafft, sie würde eine Medaille gewinnen, es war nur noch fraglich, welche es sein würde. Mama Viktoria rechnete sich einen Wolf vor dem heimischen Laptop, prüfte ihre Ergebnisse doppelt und dreifach und war am Ende überzeugt, es musste die Silbermedaille werden. Das Buchholzglück war uns dieses Mal endlich auch einmal hold und nach einer weiteren bangen Stunde war es dann offiziell: Mit einem halben Buchholzpunkt Vorsprung sicherte sich Lily die Silbermedaille bei der Jugendeuropameisterschaft! Riesengroße Freude in der Deutschen Delegation. Lily konnte ihr Glück kaum fassen und belohnte sich für die ganze harte Arbeit des vergangenen Jahres. Die zweite Medaille für Deutschland gewann Alfred Nemitz in der U12 (Bronze). Herzlichen Glückwunsch nach Potsdam! Wir machten uns bereit, die Brosche mit der Schachdame wurde aus der Schachtel geholt und wir machten uns auf den Weg in den Festsaal.
Die Pokale warten schon auf ihre neuen Besitzer.
Rundumsicht vor Veranstaltungsbeginn
46 europäische Nationen schickten ihre besten Nachwuchsschachspieler nach Mamaia.
Rumänische Folklore als Vorspiel zur eigentlichen Siegerehrung. Neben Lily auf dem Stuhl steht Jakob Grimm aus Berlin (Platz 20 U8). Die beiden haben neben dem Turniergeschehen viel miteinander unternommen, hoffentlich sieht man sich mal wieder auf dem einen oder anderen Schachevent. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Mailas Papa Mathias (hinter Lily) für die Wasserbesorgung. Die war hochwillkommen und bitter nötig ;-).
Der große Moment: Lily wird geehrt.
Und noch einmal als Foto. Vielen Dank an die Turnierdirektorin Elena Cristian für die Zulieferung. Es ging alles so schnell, dass ich es nicht geschafft habe, selbst eine ordentliche Aufnahme dieses Moments zu machen.
Die beiden deutschen Medaillenträger: Alfred Nemitz (U12), Bronze und Lily mit Silber.
Lily mit Olivia Lukas, ebenfalls U10 Girls
Und nun bin ich endlich auch mal auf einem Foto. Vielen Dank an Keyvan Farokhi für die Fotografendienste.
Die Rückreise war dann genauso anstrengend wie die Hinreise (Aufstehen 2:15, Wartezeit am Bukarester Flughafen: 5 Stunden, 1 Stunde warten auf das Gepäck am Düsseldorfer Flughafen, Feierabendverkehr im Pott). Aber mit Pokal im Gepäck ließen sich auch diese Entbehrungen deutlich leichter ertragen. Es bleibt noch einmal herzlich Danke zu sagen an die Organisatoren in Rumänien, alle deutschen Delegationsmitglieder und die Mitglieder der Schachfamilie vor Ort und zuhause, die die Veranstaltung zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben. Bis zum nächsten Mal!
Verwandte Links:
Alle Ergebnisse bei Chess-Results
Partieübertragungen bei Lichess
Vorbericht des Deutschen Schachbunds
Zwischenbericht des Deutschen Schachbunds
Zwischenbericht des Deutschen Schachbunds
Abschlussbericht des Deutschen Schachbunds
Paul Sarhage Pokal in Werther
Bericht von Dieter Gerth
Am gestrigen Tage fand das Schnellschachturnier (10 Min +5 Sec./Zug) in Werther statt. Aus Halle ist neben Laurenz auch Oleh angereist.
Das Teilnehmerfeld war stark, neben den üblichen Verdächtigen wie FM Bogdan Bilovil nahm auch die IM Anna Zozulia teil.
Die erste Runde hat Laurenz Erwartungsgemäss schnell gegen Werner Fechner (DWZ 1900) verloren. Besser lief es in der 2. Runde gegen Henrik Schwittay. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde es ein Sieg.
Die Runde 3 war dann leider wieder eine klare Niederlage gegen Alexander Walter. Gegen Colin Sahrhage (DWZ 1222) war es bis zum Ende spannend, Laurenz konnte sich aber aufgrund eines Fehlers von Colin durchsetzen. Zwischenstand: 2x gewonnen, 2x verloren.
Nach der Pause wurde es gegen Uwe Lorenz (DWZ 1820) leider wieder nur eine Niederlage. Gegen Manfred Fechner (DWZ 1400) konnte sich Laurenz in der Eröffnung bereits einen kleinen Vorteil erspielen, der zum Sieg führte.
Reinhard Kynast (DWZ 1835) war ein sehr schwerer Gegner. Einen Vorteil zu Beginn konnte Reinhard nicht nutzen, da Laurenz den einzien guten Zug in der Stellung fand. Das Spiel wurde gedreht und letztendlich durch den Gewinn eines wichtigen Bauers gewonnen. Gegen Dirk Hofschlag (DWZ 1702) war es bis zum Ende ausgeglichen. Am Ende spielte Laurenz unter Zeitdruck den Turm falsch und musste sich dem Gegner geschlagen geben. Der Druck war durch die Zuschauer (inkl. der führenden Spieler des Turniers) dann doch zu groß.
Zu guter Letzt wurde es inn einer ausgeglichenen Partie ein Unentschieden gegen Thomas Bergmann (DWZ 1385).
Gewonnen hat Mykola Korchynskyi vor Bogdan Bilovil und Anna Zozulia. Zunächst auf Platz 32 gesetzt, konnte Laurenz den Platz 20 erspielen, in der 4. Rating-Gruppe den Sieg erreichen und einen Geldpreis ergattern.
Insgesamt war es ein kurzweiliges gut organisiertes Turnier.
Vielen Dank an die Organisatoren!
Lily bei der Jugendeuropaeinzelmeisterschaft – Teil 1
Schön ist es hier in Mamaia, das Wetter 25-28 Grad, eine leichte Brise. Auf einer Landzunge zwischen dem Schwarzen Meer und der Hafenstadt Constanta lässt es sich durchaus aushalten. Die Anreise war etwas beschwerlich, da wir aus Bukarest noch 4 Stunden mit dem Bus fahren mussten, das Hotel ist aber ganz in Ordnung und der Pool auch ganz schick, nur ein paar Grad zu kalt. Wir weilen hier bis Ende nächster Woche, damit Lily bei der Europameisterschaft in der Altersklasse U10w mitmischt. Insgesamt sind inklusive Trainer, Schiedsrichter, Betreuer und Orga-Menschen ca. 1500 Leute aus ganz Europa angereist, die meisten Länder sind dabei vertreten. Deutschland ist mit 28 Kindern und Jugendlichen in allen Altersklassen am Start. Wir treffen hier viele Bekannte von anderen Meisterschaften und lernen auch viele neue kennen. Es ist ein großes Fest des Schachsports. Von dem nicht allzu weit entfernten Gräueln des Krieges in der Ukraine ist hier bis auf ein paar Helikopterpatrouillenflügen die Küste entlang glücklicherweise nichts zu spüren, obwohl die ukrainische Grenze nur knapp 100km entfernt ist.
Lily ist mit 2,5 aus 3 bisher ganz gut ins Turnier gestartet. Die nominell stärksten Gegner warten aber noch und insgesamt 9 Runden sind ein langes Turnier. Wie auch schon bei der WM in Batumi, die Lily dieses Jahr gespielt hat, fällt auch hier wieder auf, dass die Kinder aus Osteuropa verhältnismäßig deutlich stärker spielen, als ihre ELO-Zahl vermuten lässt. Die Ergebnisse lassen sich unter folgendem Link verfolgen. Drückt uns bitte die Daumen!
Vom Hotel sind es nur 100m bis zum Schwarzen Meer. Es ist sehr ruhig am Strand, die Saison ist fast vorbei, nachdem die Schachspieler abgereist sind, werden die Hotels wohl in die Winterpause gehen.
Vor der ersten Runde. Die ersten 6-Bretter werden live übertragen, aber auch die Partien von den anderen Brettern werden nach der Runde als Scan veröffentlicht.
Blick in den Saal vor der ersten Runde. Während der Partien ist der Spielsaal den Spielern und Schiedsrichtern vorbehalten.
Treffpunkt nach jeder Runde 🙂
Kreismeisterschaft 1949 – Dritte Mannschaft des SK Halle
Mal wieder etwas aus dem Urkundenschrank, diesmal aus den Anfangsjahren des Vereins.
Spielabend und Siegerehrung in der Innenstadt
Ein Mammutturnier fand einen würdigen Abschluss. 6 Monate lang über 19 Runden spielten unsere Jugendschachler die Jugendvereinsmeisterschaft des SK Halle. Gewonnen hat Lily Schirmbeck mit 17,5 Punkten aus 18 Partien. Lediglich gegen den Drittplatzierten Florian Schröder ließ sie sich einen halben Punkt abnehmen. Zweiter wurde Maxim Steffen. Alle Ergebnisse könnt ihr hier bei chess results einsehen. Unser Ehrengast Bürgermeister Thomas Tappe überreichte jedem Teilnehmer persönlich einen Pokal oder Medaille und machte diesen Moment zu einem ganz besonderen für alle Teilnehmer. Vielen Dank an dieser Stelle für Ihren Besuch und die lobenden Worte über unsere Jugendarbeit.
Darauf können und werden wir aufbauen. Mit Abschluss des Turniers wurde auch die DWZ-Auswertung vorgenommen. Alle Teilnehmer des Turniers, die bisher noch keine Wertungszahl gehabt haben (und das waren einige), haben nun eine solche. Die neue Rangliste kann hier eingesehen werden.
Unsere Jugendschachler (plus Bürgermeister). Hintere Reihe von links nach rechts: Thomas Tappe, Finn-Lasse Rückwardt, Laurenz Gerth, Maximilian Bandt, Collin Kostka, Maxim Steffen, Florian Liman, Fabian Walter, Frank Bergmann, Fiona Mühlpfort, Markus Schirmbeck, Viktor Gieles, Jonas Stockhecke, Ihor Skakun, Jakob Bölle, Tobias Horter. Vordere Reihe von links nach rechts: Raphael Gellen, Luca Tiemann, Lily Schirmbeck, Diana Tkachenko, Florian Schröder, Connor Barenberg, Luca-Joel Sisic, Oleh Skakun
Nach der Siegerehrung spielten wir fürs Publikum noch ein 7-rundiges Blitzturnier, welches Lily ebenfalls mit 7 aus 7 gewinnen konnte.
Ein paar Impressionen:
Einige Sachpreise wurden verlost und Diana bekam eine besondere Anerkennung: Ihre erste Teilnahme an einem Schachturnier an ihrem zweiten Vereinsabend. Mögen noch viele weiter hinzukommen!
Diana sichtlich zufrieden mit ihrem Sonderpreis.
Nach dem gemeinsamen Eisessen und Abbau war der Schachspuk in der Fußgängerzone dann auch schon wieder vorbei. Eine Veranstaltung, die nach Wiederholung verlangt! Herzlichen Dank allen Teilnehmern und Helfern für einen gelungenen Schachabend!
DWZ-Turnier in Hamm
Zu dritt machten wir vom SK Halle uns auf den Weg nach Hamm, wo eine Kooperation der lokalen Vereine in den Räumen des Hammer SC über das Wochenende ein DWZ-Turnier veranstaltete. Samstag standen drei Runden auf dem Programm, Sonntag zwei. Fabian trat in der untersten Gruppe an, bei der im schweizer System gespielt wurde. Oleh mischte die Gruppe B auf und Lily war das Küken in der Gruppe A. Für Fabian lief es durchwachsen. Nach nur 1 Punkt am ersten Tag kamen am zweiten Tag immerhin noch zwei dazu, wodurch er sogar aufgrund der schlechteren Feinwertung nur knapp einen Pokalpreis verpasste. Oleh spielte wie üblich stark, die Ergebnisse waren aber durchwachsen, denn häufig stellte er aufgrund seines Blitztempos eigentlich gewonnene Partien wieder weg. Für Lily lief der erste Tag ergebnistechnisch mit 3 aus 3 hervorragend, wobei am zweiten Tag dann aber nur noch ein halber Punkt dazukam. Am Ende war die Entscheidung um den Turniersieg ultraknapp. Drei Spieler waren punktgleich mit 3,5 an der Spitze, zwei davon lagen sogar nach Feinwertung noch gleichauf. Lily hatte zwar das direkte Duell gegen Manuel Kamps vom SV Hellern gewonnen, die Turnierleitung entschied allerdings den 1. Platz dennoch zu teilen.
Vielen Dank an die Schachabteilung des Hammer SC 08, den Schachverein Bönen 49 und der SG Caissa Hamm 1981 für die Ausrichtung des Turniers und die Gastfreundschaft!
Warmspielen vor der 4. Runde: Fabian und Lily
Oleh beim Tandem zwischendurch
Jenny Grün, Lily Schirmbeck, Turnierleiter Gernot Medger und Manuel Kamps
Schach – ein Sport, der die Menschen zusammenbringt
Das integrative Schnellschachturnier des SK Halle fand dieses Jahr auf dem Minigolfplatz in Künsebeck statt. 26 Kinder und Jugendliche fanden sich dort zusammen, um einen gemeinsamen Nachmittag rund um das königliche Spiel zu verbringen. Ein besonderer Botschafter des Spitzenschachs war ebenfalls eingeladen: Fidemeister Hannes Ewert, Bundesligaspieler beim SV Werder Bremen.
Gespielt wurden zwei Wettbewerbe: Ein 5-rundiges Teamschach-Event, bei dem immer ein starker fortgeschrittener Jugendlicher mit einem Anfänger oder Menschen mit Handicap zusammen in einem Team spielten und am Brett diskutierten, welcher Zug denn nun der beste sei. Auf dem Treppchen standen am Ende Linus Becker, Deutscher Jugendmeister U8 2022, zusammen mit Finn-Lasse Rückwardt vom SK Halle, der dieses Jahr erst mit dem Schachspielen im Verein angefangen hat. Zweite wurden Henrieke Hagmeister, eine fast blinde 20-jährige Hobbyschachspielerin, die in der Odilia-Einrichtung am Stodiekshof wohnt. Sie bildete mit Hannes Ewert ein Team und gewann 4 von 5 Runden. Dritte wurden Lily Schirmbeck und Fiona Mühlpfort, eine 14-jährige Jugendliche, die ebenfalls bei der Odilia auf dem Laibachhof wohnt und regelmäßiger, gern gesehener Gast beim Jugendabend des SK Halle ist.
Nach der Siegerehrung und viel Stühlerücken startete sofort die Simultanveranstaltung. FM Hannes Ewert spielte gegen 25 Gegner gleichzeitig. Er hatte dabei eine Bedenkzeit von 90 Minuten, in der Zeit musste er alle Partien gewinnen. Die Spieler, die nach 90 Minuten noch nicht matt gesetzt wurden, hätten gewonnen. Auch die anwesenden Eltern durften ihr Können gegen den Meister unter Beweis stellen, waren aber, auch wenn einige Spieler chancenreiche Stellungen erreichten, letztlich alle unterlegen, als der Meister mit 3 Minuten Restzeit auf seiner Uhr den letzten Gegner matt setzte. Lediglich Kristjan Heidemann von der SG Hücker-Aschen hatte sich schon vorher ein Unentschieden erkämpft, so stand es am Ende 24,5:0,5 für Hannes.
Zum Abschluss wurde gemeinsam gegrillt und einige spielten bei der Gelegenheit auch noch eine Runde Minigolf. Im Zentrum des gemeinsamen Nachmittags stand dieses Mal weniger der Leistungsgedanke, sondern der gemeinsame Spaß am Schachspiel, denn Freude am Schach kann man sowohl als Profi wie auch als Anfänger oder reiner Hobbyspieler haben. Vielen Dank an dieser Stelle an Viktor-Alexander Gieles für die Organisation, dem SV Künsebeck für das zur Verfügung stellen der Örtlichkeit, dem Besuch des Jugendwarts OWL Olaf Funke sowie allen weiteren Helfern und Teilnehmern!
Die Siegerehrung mit allen Teilnehmern. Henrieke Hagmeister reckt stolz ihren Pokal in die Luft. Das Siegerteam: Finn-Lasse Rückwardt (gelbes T-Shirt rechts) und Linus Becker (1. Reihe mit Pokal in der Hand).
Weitere Fotos:
Bronze für Deutschland bei der Jugendschach-Team-Europameisterschaft
Im rumänische Iași (gesprochen „Iasch“) traf sich vergangene Woche die europäische Jugendschachelite, um in 7 Runden die Sieger der Team-EM auszuspielen. 12 Jugendliche vom Deutschen Schachbund waren in vier Altersklassen am Start. In der Klasse U12w wurden an Brett 1 Paula Czäczine vom Chemnitzer Schachklub und an Brett 2 die erst 10-jährige Lily Schirmbeck vom SK Halle nominiert, die eigentlich sogar noch eine Altersklasse darunter antreten könnte. Trainiert wurden die Mädchenmannschaften von der NRW-Landestrainerin Carmen Voicu-Jagodzinsky. Beide Spielerinnen zusammen gehörten mit Platz 3 der Setzliste zum erweiterten Favoritenkreis. Die Konkurrenz bei internationalen Wettbewerben ist aber erfahrungsgemäß immer sehr stark und die Kinder entwickeln ihre schachlichen Fähigkeiten in einem derartigen Tempo, dass niemand sich im Vorfeld erlaubte, irgendwelche Prognosen zum Ausgang abzugeben.
Vor der ersten Runde – Gleich gehts los!
So war es auch keine Überraschung, dass das nominell klar schlechtere lokale Team aus Iasi sich in der ersten Runde heftig, aber letztlich erfolglos gegen die Favoriten aus Deutschland wehrte. Lily und Paula gewannen beide ihre Partien. In der zweiten Runde wurde dann Polen, der spätere Turniersieger, als Gegner gelost. Lilys Gegnerin Varvara Matskevich spielte aus der Eröffnung heraus ein sehr schönes Läuferopfer, welches Lily annahm und zu widerlegen versuchte. In einer wilden Partie ging es auf dem Brett hin- und her. Lily erkämpfte sich schließlich Ausgleich, verlor dann aber in beiderseitiger Zeitnot das Endspiel. Paula neben ihr erging es nicht besser, am Ende lautete das Ergebnis also 0:2.
Aus Varvara Matskevich – Lilian Schirmbeck: Weiß hat erst Leichtfiguren auf f6 und d7 getauscht und dadurch alles vorbereitet. Gleich knallt es auf e6 und der wilde Schlagabtausch beginnt.
In der dritten Runde gegen die Türkei lief es dann wieder besser. Lily machte Druck am Königsflügel und konnte schließlich einen taktischen Fehler der Gegnerin nutzen, um ein gewonnenes Endspiel zu bekommen, welches sie dann sicher verwertete. Paula gewann auch mit etwas mehr Mühe, also wieder 2:0 gewonnen. In der vierten Runde ging es dann wieder gegen Rumänien, diesmal gegen die Nationalmannschaft. Die Rumäninnen hatten die nominell etwas schlechtere Spielerin an Brett 1 gesetzt, Lily hatte also die vermeintlich größere Herausforderung vor sich sitzen. Im 16. Zug bot die Gegnerin eine Zugwiederholung an, Lily wollte die Partie aber gewinnen und ging nicht darauf ein. Im Endspiel war dann der Sieg tatsächlich möglich, Lily fand die Gewinnidee aber nicht und die Partie wurde Remis, ebenso die von Paula. Endstand: 1:1.
Aus Lily Schirmbeck – Neris Hatuk: Die Türkin zog gerade Le7, ein schwerer Fehler. f5 mit Abzugsangriff auf die Dame und darauf folgend f6 mit Figurengewinn entscheidet die Partie.
Zur Halbzeit lag Deutschland auf Platz 3, die Polinnen waren inzwischen mit 3 Siegen und einem Remis enteilt, die Rumäninnen belegten mit einem Punkt Vorsprung den Silberrang. Gegen beide Teams wurde schon gespielt, daher hieß es nun seine Matches zu gewinnen und auf Fehler der Konkurrenz zu hoffen. Die Gegner in Runde 4 war Frankreich, nach ELO-Zahl das stärkste Team des Wettbewerbs. Lily und Paula wurden von Carmen intensiv und ideenreich auf ihre Gegnerinnen vorbereitet. Lily spielte eine recht langweilige Partie gegen Anna Maret aus Toulon (nähe Marseille). Anna hatte vermutlich den Matchplan, mit Weiß ein Remis gegen die nominell etwas stärkere Lily zu erreichen, was auch problemlos gelang. Auf Vorteil zu spielen war in dieser Partie einfach nicht drin. Die Französinnen setzten darauf, dass ihre Nummer 1 Emilie Alfano, die nominell stärkste Spielerin des Turniers (ELO >1800), die Partie gegen Paula gewinnen würde. Emilie erarbeitete sich Vorteile, überriss aber bei ihren Gewinnversuchen schließlich ihre Stellung. Paula erreichte ein gewonnenes Endspiel, fand aber zur Verzweiflung der bangenden Zuschauer lange den Gewinnweg nicht. Schließlich nach 5 Stunden und 116 Zügen konnte sie die Partie dann doch für Deutschland entscheiden. Der Jubel war riesengroß und Paula die Heldin der Stunde.
Nun war das Selbstvertrauen endgültig aufgebaut. Gegen Slowenien war Lily dann an der Reihe, den entscheidenden Punkt zu machen. Gegen ihre Gegnerin Sofia Timagina packte sie nach intensiver Vorbereitung durch Carmen ein Gambit aus, welches sie noch nie zuvor gespielt hatte und auf das Sofia überhaupt nicht vorbereitet war. Sie verbrauchte daraufhin viel Zeit in der Eröffnung und Lily konnte einen schönen Eröffnungsvorteil für sich herausholen. Im weiteren Verlauf machte sie dann aber einen taktischen Fehler, nachdem sich die Partie komplett hätte drehen können. Sofia „revanchierte“ sich aber unmittelbar, fraß einen Bauern, den sie nicht hätte fressen dürfen, und verlor dabei ihre Dame. Das Glück war dieses Mal auf Lilys Seite und die Medaille nach dem 1,5:0,5 Sieg schon vor der letzten Runde sicher, weil die Verfolgerinnen Punkte ließen. Da die Top-Teams alle schon gegeneinander gespielt hatten, war nicht damit zu rechnen, dass sich in der letzten Runde noch die Chance ergeben würde, auf dem Treppchen weiter nach oben zu klettern, und so war es dann auch: Polen und Rumänien gewannen ihre Spiele sicher 2:0, Deutschland spielte 1:1 und es blieb beim Bronze-Rang.
Aus Lily Schirmbeck – Sofia Timagina: Das Glücksschweinchen war dieses Mal auf Lilys Seite. Schwarz darf den d5 Bauern nicht mit der Dame schlagen, weil diese nach Txb6+ ungedeckt ist und verloren geht.
Die Siegerehrung war sehr bewegend, Carmen, Lily und Paula sind sehr stolz auf ihren gemeinsamen Erfolg, eine Medaille für Deutschland gewonnen zu haben. Ende September werden sich Lily und Paula schon wieder auf den Weg nach Rumänien machen (diesmal nach Mamaia) und um den Einzel-Europameistertitel spielen, glücklicherweise in verschiedenen Altersklassen.
Weitere interessante Infos und Berichte zum Event:
Bericht des Deutschen Schachbunds
Zwischenbericht des Deutschen Schachbunds
Turnierhomepage mit vielen Fotos
Paula Czäczine mit Carmen Voicu-Jagodzinsky und unserer Lily bei der Siegerehrung.
Sichtlich stolz mit Carmen Voicu-Jagodzinsky und Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler
Von links nach rechts: Carmen Voicu-Jagodzinsky, Lily Schirmbeck, Svenja Butenandt, Paula Czäczine und Luisa Bashylina im wunderschönen Iași