SK Halle 1946 eV
Knappe Niederlage gegen ZZ Minden
Beim heutigen Mannschaftsspiel gegen den bisher sieglosen Tabellenletzten Zugzwang Minden stand leider am Ende eine knappe Niederlage auf dem Formular. Es ging schon schlecht los, nachdem der gesundheitlich angeschlagene Martin Schulte in ausgeglichener Stellung kompensationslos einen Läufer einstellte und die Partie sofort aufgab. Es ging schlecht weiter, als unser Teamsenior Karl-Ernst Kiel seiner Uhr zu wenig Aufmerksamkeit schenkte und vor dem 40. Zug in leicht schlechterer Stellung seine Bedenkzeit überschritt. Ruslan stellte unterdessen schon in der Eröffnung einen Bauern weg und hatte dadurch keinen Spaß am Rest seiner Partie, die noch recht lange laufen sollte.
Nun stand es also schon ziemlich schlecht um das Mannschaftsergebnis, aber das kennen wir ja schon vom Spiel gegen Tus Eichholz Remmighausen, bei dem wir einen ähnlichen Rückstand aufholen konnten. Heute klappte das aber nicht ganz so gut. Uwe und Hansa gewannen zwar, Tim hatte aber leider auch keinen guten Tag erwischt, verlor erst einen Bauern und, nachdem er sich zwischenzeitlich etwas Kompensation erarbeitet hatte, leider auch seinen Läufer und damit die Partie. Ich hatte etwas Glück, als mein Gegner in ausgeglichener Stellung fehlgriff und einen Dameneinschlag/opfer mit anschließender Rückeroberung der gegnerischen Dame per Springergabel übersah. Nach der Auflösung der taktischen Verwicklungen blieb letztlich ein gewonnenes Endspiel mit zwei Mehrbauern übrig, was ich sicher verwerten konnte. Charly steuerte das einzige Remis des Tages bei. Er und sein Gegner hatten jeweils einen Freibauern, konnten ihn aber nicht durchbringen ohne den jeweils anderen laufen zu lassen, das Unentschieden war damit folgerichtig.
Es stand also 3,5 : 3,5. Ruslans Partie musste über den Mannschaftssieg entscheiden. Seine Stellung war leider nicht Remis zu halten:
Er versuchte noch verzweifelt seinen letzten Bauern vorzuschieben, aber angesichts der vielen verteilten Freibauern war da nichts mehr zu machen. Trotzdem Hut ab für den Kampfgeist, nach dem blöden Einsteller in der Eröffnung hat Ruslan echt alles versucht.
Im Januar gehts dann weiter gegen Hücker-Aschen. Dort sind wir nominell Favorit, wenn denn Reiner wieder mitspielen kann. Er macht häufig den Unterschied zwischen knapp verloren und knapp gewonnen.
Geschichte des Schachklub Halle, Teil 16
Rochade Bielefeld, ein Verein den es soweit ich weiß nicht mehr unter dem Namen gibt, war im November 1974 Gegner der ersten Haller Mannschaft.
Teutoblitz 4. Runde
Letzten Freitag spielten die blitzinteressierten Schachspieler des Bezirks wieder eine Runde des Teutopokals aus. Die Teilnehmerzahl ging leider leicht zurück, wollen wir hoffen, dass sich dieser Trend nicht verfestigt. Schön war aber auch, dass sich zum ersten mal ein spielstarker Schachfreund aus Heepen eingefunden hat, der das Turnier bereicherte. Hier das Ergebnis:
Und hier als PDF Download: Teutoblitz_Dez_2019
Im neuen Jahr tauschen wir einmalig die Termine, am 10. Januar wollen wir in Werther zu spielen und am 7. Februar dann in Halle. Diese Turnier wird dann gleichzeitig als TWW Blitz Einzelmeisterschaft gewertet.
Frohe Weihnachten allen Teilnehmern und auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Geschichte des Schachklub Halle, Teil 15
Gegen Bünde II haben wir erst dieses Jahr gespielt, auch im Jahr 1974 gab es diese Begegnung schon. Damals ging sie für unseren Verein glücklicher aus, aber lest selbst:
World Chess Event in Hamburg
Weitgehend unbeachtet von der allgemeinen Öffentlichkeit fand in den letzten Wochen in Hamburg das World Chess Event statt. Hierbei handelt es sich um eine höchstkarätig besetzte Turnierserie, bei der letztlich Plätze für das Kandidatenturnier im nächsten Jahr gewonnen werden können, bei dem wiederum dann der nächste Herausforderer von Magnus Carlsen ausgespielt wird. Es ging also um was. Der Modus war dabei maximal unübersichtlich. Im Rahmen der einzelnen Turniere gibt es ein K.O.-System mit abnehmender Bedenkzeit, turnierübergreifend, aber dann wieder ein Punktesystem. Darüber hinaus nehmen die Spieler nicht an allen Turnieren der Serie teil, was das Ganze noch komplizierter macht. Über die Einzelheiten sowie die Ergebnisse kann man sich auf der Internetpräsenz des Veranstalters schlau machen: https://worldchess.com/. Am Ende hat Alexander Grischuk gewonnen, freut mich sehr für ihn, da ich ihn für einen unkonventionellen sympatischen Zeitgenossen halte. Unvergessen bleibt für mich sein Live-Kommentar des letzten Weltmeisterschaftskampfs zwischen Caruana und Carlsen, direkt übertragen aus seiner schrecklich eingerichteten Moskauer Wohnung mit seinen plärrenden Kindern im Hintergrund, den er trotzdem voll souverän durchgezogen hat, auch wenn er ab und zu mal eine kleine Pause machen musste, um seine Blagen zu bändigen :-).
Für den interessierten Zuschauer war das aber letztlich auch egal, da es wirklich interessante Spiele zu bestaunen gab, selbst die gelegentlich stattfindenden Blitzpartien waren auf allerhöchstem Niveau. Ich war als freiwilliger Helfer an zwei Tagen vor Ort und habe Handys eingesammelt, die Snacks für die Spieler arrangiert und im Zuschauerbereich für Ruhe gesorgt. Es war eigentlich genug Personal vor Ort, dass es aus meiner Sicht gar keiner freiwilligen Helfer bedurfte, da zumindest die Runden unter der Woche an denen ich anwesend war, nur schwach besucht waren. Ich fand also genug Zeit zum Zuschauen. Hier ein Foto der Rezeption, wo ich auch teilweise meinen „Arbeitsplatz“ hatte, schönen Gruß an alle Abgebildeten!
Die Örtlichkeit war das Theater Kehrtwieder in der Speicherstadt am Hafen, eine wirklich schöne Örtlichkeit.
Die Theaterbühne wurde durch Entfernen der vorderen Publikumssitze vergrößert, sodass der Brettbereich in seiner Maximalausbaustufe letztlich so aussah. Das Foto wurde kurz vor der 1. Runde aufgenommen, ich bediene mich hier aus dem offiziellen Pressefotopool. Im Hintergrund haben schon Topalov und Nakamura Platz genommen.
Und noch einmal vom oberen Balkon, diesmal mit größerer Besatzung:
Die Größe des Brettbereichs war variabel, an einigen Tagen gab es nur ein Knockout Duell, also war auch nur ein Brett notwendig. Dann wurde die Bühne dafür extra verkleinert und der Zuschauerraum vergrößert, so z.B. am 9. Tag, an dem ich auch anwesend war. An dem Tag haben sich lediglich Daniil Dubov und Jan-Krysztof Duda im Schnellschach Knockout duelliert. Das sah dann so aus:
Und so von nahem, vor dem ersten Zug, ausgeführt von Luis Engel, einem aufstrebenden deutschen Schachspieler, der kürzlich GM geworden ist. Man sieht auch: Am Tag 9 wurde der Dresscode durch die Spieler schon deutlich weniger ernst genommen als am Premierentag.
Die von der Decke hängenden Bildschirme zeigten für die Zuschauer übrigens immer die jeweils aktuelle Partie, bei mehreren gleichzeitig nebeneinander laufenden Partien war die Darstellung allerdings deutlich zu klein – kleiner Kritikpunkt :-). Die Stative waren mit Kameras für die Liveübertragung ins Internet bestückt. Man konnte die Spieler, als Worldchess Abonnent, aus mehren Perspektiven gleichzeitig anschauen. Das Duell war besonders spannend, erst gewann Dubov im halbstünder mit Schwarz, dann schlug Duda mit Schwarz tatsächlich zurück und gewann schließlich in den darauf folgenden 10-Minuten-Partien das Duell. Die Partien habe ich größtenteils im Zuschauerbereich nebenan mit Kommentar von Ilja Zaragatski verfolgt, der sich die Laune von technischen Schwierigkeiten erkennbar nicht verderben ließ. Ganz großes Kino!
Dort gab es auch eine kleine Ausstellung zum Thema Blockchain, Algorand, ein Sponsor des Events, ist in dem Bereich aktiv.
Nun noch ein Fazit: Ich habe es nicht bereut, zwei Nachmittage dort verbracht zu haben. Für Schachspieler ist es wirklich interessant mal von nahem gesehen zu haben, wie die Weltspitze ihre Turniere austrägt. Ich habe mich viele Stunden dort sehr gut unterhalten und durch meine Volunteer-Rolle auch ein bisschen als Organisator gefühlt, mit Backstage Pass :-). Da das Orga-Team fast komplett russischsprachig war, konnte ich auch hier meine Sprachkenntnisse etwas auffrischen, wenn ich länger konzentriert zuhöre, verstehe ich tatsächlich grundsätzlich worum es geht, das steigert das Selbstwertgefühl ungemein ;-). Das Bemühen, Schach publikumskompatibler zu machen, indem ein Knock-Out Modus mit abnehmender Bedenkzeit gewählt und die Veranstaltung durchaus hochwertig präsentiert wurde, wurde aber zumindest an den Tagen, an den ich da war, leider nicht durch ein größeres Publikumsinteresse belohnt. Schach ist und bleibt einfach schwer verdaulich für Nicht-Schachspieler, in dem Sinne wurde beim Hamburger Turnier dieses Ziel nicht erreicht.
An dieser Stelle noch vielen Dank an den Pressebeauftragten IM Georgios Souleidis, den ich bei seinem regelmäßigen Traininsangebot beim Hamburger Schachklub kennen lernen durfte und der mir auch den Hinweis auf den Pressefoto-Pool gegeben hat, der diesen Artikel sehr bereichert hat. Georgios hat auch einen sehr interessanten Youtube Channel mit dem Namen „The Big Greek“. Vorbeischauen lohnt, ich mache da später in einem weiteren Artikel auch noch etwas mehr Werbung für, versprochen!
Neues in der Kategorie Vereinsgeschichte
Im Nachlass von Charly Wolff befand sich eine ganze Reihe an Festschriften, die unser Verein sowie Vereine der unmittelbaren Nachbarschaft seit den 60er Jahren erstellt haben, von denen in den allermeisten Fällen wohl nur noch ein paar gedruckte Exemplare in irgendwelchen Vereinsschränken verstauben und dadurch sehr schlecht zugänglich sind.
Das möchte ich gerne ändern, daher werde ich sukzessive jene Heftchen einscannen und auf unserer Website in der Kategorie Vereinsgeschichte zugänglich machen. Den Anfang machen zwei Festschriften aus den Jahren 1986 und 2008 zum 40 bzw. 60-jährigen Jubiläum des Schachsports in Halle. Sie sind unter den folgenden Links (und natürlich auch über das Menü – Unser Verein – Vereinsgeschichte) zu finden.
40 Jahres Chronik SK Halle 1986
60 Jahres Chronik SK Halle 2008
Viel Freude damit!
Bezirksjugendabend in Halle
Am Freitag fand auf Initiative unseres Jugendwarts Frank Bergmann in Halle ein Bezirksjugend statt, bei dem sich Jugendliche aus dem Schachbezirk TWW ihre Pokale der Jugendeinzelmeisterschaften abholen, und bei der Gelegenheit im Schnellschach mit ihren Altersgenossen messen konnten. Gewonnen hat Leon Drees aus Werther vor Tom Weeke von 2hoch6. Herzlichen Glückwunsch dem Sieger und vielen Dank für die Teilnahme aller anderen, wir hoffen alle hatten Spaß.
Teutoblitz 3. Runde
Auch die 3. Runde des Teutopokals fand bei der hiesigen Blitzgemeinde wieder guten Anklang. Diesmal musste sich Jonas mit dem vierten Platz zufrieden geben, wobei es ganz oben sehr knapp zuging. Ich schnitt ganz OK ab und durfte sogar den vom SK Werther gestifteten Preis für den Besten aus dem unteren DWZ-Drittel entgegen nehmen. Hansa hatte keinen guten Tag erwischt, aber immerhin bekommt er unten ein Foto, das ist doch auch was :-).
Weiter gehts am 06.12. in Versmold, am 10.01. wird in Werther gespielt (Werther verlegt seinen Spielabend ebenfalls auf den Freitag) und dann am 07.02. in Halle.
3. Runde Verbandsklasse gegen TuS Eichholz-Remmighausen
Am Sonntag traten wir gegen die Aufsteiger in die Verbandsklasse TuS Eichholz-Remmighausen an. Wären wir in Bestbesetzung angetreten, wären wir klarer Favorit gewesen. Da wir stark ersatzgeschwächt waren, hatte der Gegner gerade an den unteren Brettern große nominale Vorteile. Dies zeigte sich auch im Spielverlauf.
Uwe bot angesichts der höheren DWZ-Zahl seines Gegners in einer etwas gedrückten, aber wohl ausgeglichenen Mittelspielstellung früh Remis an, sein Gegner nahm an. Karl-Ernst bot ungefähr zur selben Spielzeit ebenfalls Remis an, sein Gegner lehnte aber ab. Frank spielte skandinavisch mit Schwarz und wickelte das wohl nicht ganz richtig ab. Sein 800-Punkte stärkerer Gegner hatte dann ein gewonnenes Endspiel mit Mehrbauern auf dem Brett, was er sicher verwertete. Maxim hatte auch großen DWZ-Nachteil und verlor erst Figur und dann Partie. Ruslan berechnete eine Kombi falsch und verlor eine Figur und dann kurz danach ebenfalls seine Partie.
Da lagen wir 3,5 zu 0,5 zurück. Nun war erstmal Pause, die verbleibenden Partien sahen aber tendenziell besser für uns aus, so dass noch Hoffnung bestand. Hansa hatte die ganze Partie über Angriff, der irgendwann durchschlug. Krauti eroberte erst eine Qualität und gewann dann im Endspiel durch einen nicht mehr aufzuhaltenden Freibauern. Karl-Ernst hatte letztendlich ein gewonnenes Endspiel auf dem Brett und hat den vollen Punkt diesmal auch nach Hause gebracht, was uns alle besonders freut. Ich spielte skandinavisch mit Schwarz, mein Gegner wählte eine harmlose Eröffnungsvariante, so dass ich sofort Ausgleich hatte. Nach ein paar Verwicklungen gab mein Gegner dann einen Bauern für etwas Angriff, was aber letztlich wohl nicht genug Kompensation bedeutete. Die Stellung wurde bei beidseitig ungenauem Spiel immer schärfer. In Zeitnot stellte mein Gegner dann erst eine Figur und kurz darauf die Dame ein.
Aufholjagd erfolgreich, insgesamt ein verdienter, knapper Sieg. Diese Woche Freitag analysieren wir unter der Leitung von Hansa am Vereinsabend die Partien, rege Teilnahme ist gewünscht! Im Dezember geht es weiter gegen ZZ Minden, die echt schlecht in die Saison gestartet sind, aber nominell eigentlich ganz ordentlich aufgestellt sind. Wir sollten gute Chancen haben, wenn wir einigermaßen vollständig spielen.
Reiner Laube – Deutscher Jugendfernschachmeister 1985
Ja, ihr lest richtig. Mir fiel ein Exemplar der Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum des SK Halle aus dem Jahr 1986 in die Hände, die ein Interview mit Reiner Laube, der damals gerade frischgebackener Jugend Fernschachmeister war. Sein heutiger Geburtstag ist ist ein willkommener Anlass für eine Wiederveröffentlichung. Viel Spaß bei der Lektüre!
Mitte des Jahres 1985 war es endlich soweit! Die letzten Entscheidungen waren gefallen, und was sich schon seit längerem angedeutet hatte, wurde strahlende Wirklichkeit: Reiner LAUBE hatte bei der 20. Deutschen Jugend-Fernschachmeisterschaft – letztlich ungefährdet – den Sieg errungen. Mit 11 1/2 Punkten aus 13 Partien erzielte er einen Punkt Vorsprung vor seinem ärgsten Konkurrenten V. SCHEEF (Tübingen), der wie Reiner das Turnier ohne Niederlage abschloss.
In der Turniertabelle ist Reiner LAUBE mit seinem Dienstort Neustadt/Holstein aufgeführt; denn nach dem Abitur 1983 hat er sich für vier Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr verpflichtet. In der Zwischenzeit hat er, wann immer der Dienstplan es erlaubte, treu die 1. Mannschaft des SK Halle 1946 bei Mannschaftskämpfen in der Regionalliga unterstützt.
Der großartige Erfolg erlaubt die Feststellung, dass Reiner LAUBE die Bundeswehrzeit, die ihn zum Kürzertreten im Nahschach zwang, hervorragend genutzt hat.
Zum Jahreswechsel gab Reiner LAUBE der Redaktion dieser Festschrift das folgende Interview:
Redaktion:
Lieber Reiner, der SK Halle 1946, dem Du schon seit 1979 angehörst, ist stolz darauf, Dir zu der im Sommer errungenen Deutschen Jugend-Fernschachmeisterschaft gratulieren zu dürfen. Wann und wie bist Du – von Deinen Vereinskameraden fast unbemerkt – zum Fernschach gekommen?
R. LAUBE:
Das war 1980. Damals hat mir Klaus HEMMELGARN, der in vielen Fernschach-Turnieren erfolgreich war, ein paar interessante Stellungen zur gemeinsamen Analyse vorgelegt und damit meine Neugier erweckt. Auf seine Anregung hin habe ich mich dann zur Deutschen Jugend-Fernschachmeisterschaft angemeldet.
Redaktion:
Auf welchem Wege musstest Du Dich für die Endrunde qualifizieren?
R. LAUBE:
Die Jugendmeisterschaft ist ein offenes Turnier ohne besondere Zulassung, das bedeutet eine große Zahl von parallellaufenden Vorrundengruppen. Meine Vorrunde dauerte bei 8 Teilnehmern ein Jahr, die anschließende Zwischenrunde bei 9 Teilnehmern eineinhalb Jahre. Die Endrunde begann im Dezember 1982 und zog sich zweieinhalb Jahre hin.
Redaktion:
Wie waren Deine Erfolge in Vor- und Zwischenrunde?
R. LAUBE:
In der Zwischenrunde musste ich ein Remis abgeben, sonst – nun ja, die anderen Partien habe ich gewonnen.
Redaktion:
Das ist ja ein tolles Ergebnis: Keine Niederlage und nur vier Unentschieden in insgesamt 28 Partien! Doch nun interessiert uns sehr, worin für Dich die positiven Seiten des Fern Schachs liegen.
R. LAUBE:
Während im Nahschach viele Faktoren eine Rolle spielen wie zum Beispiel Zeitnot, Konzentration oder äußere Spielbedingungen, wird Fernschach hauptsächlich von der Analyse geprägt. Dies bietet die Chance, tiefer in eine Stellung einzudringen und deren Möglichkeiten am weiteren Partieverlauf zu überprüfen. Somit stehen Ausdauer, Fleiß und Geduld im Vordergrund. Man könnte fast sagen, dass im Fernschach derjenige gewinnt, der sich intensiver mit den einzelnen Stellungen beschäftigt. Diese Dinge liegen mir; im Übrigen steht für mich fest, dass im Fernschach das Partieniveau höher liegt als im Nahschach.
Redaktion:
Gibt es für Dich beim Fernschach auch Punkte, die Du kritisch siehst? Hast Du auch negative Erfahrungen gemacht?
R. LAUBE:
Fernschach ist ein sehr zeitaufwendiges Hobby, das – richtig betrieben – wenig Spielraum für andere Beschäftigungen lässt. Die eine oder andere Position kann einen im wahrsten Sinne des Wortes um den Schlaf bringen. Dies als allgemeiner Hinweis – speziell auf die Turnierpraxis bezogen kommt es leider auch zu negativen Randerscheinungen durch Spieler, die das Turnier verzögern. Sie nehmen Urlaub, der ihnen nicht mehr zusteht, überschreiten einmal kräftig die Bedenkzeit – beim Fernschach führt erst die zweite Zeitüberschreitung zum Verlust – oder behaupten, die Karte des Gegners sei nicht eingetroffen. Einer der Gründe für dieses Verhalten könnte darin bestehen, dass bei größeren Turnieren erfahrungsgemäß einzelne Spieler vorzeitig zurücktreten. Im fortgeschrittenen Stadium des Turniers werden deren bisher erzielte Punkte nicht mehr annulliert, nur die nicht beendeten Partien gehen dann „kampflos“ an die Gegner. Zweifelhaftes Ziel solcher Zögerer ist es also, die Entscheidung hinauszuschieben, um Punkteinbußen gegen Aussteiger zu vermeiden. In der Regel verlaufen die Partien aber sehr fair.
Redaktion:
Wie wird es nun weitergehen? Beinhaltet der Sieg in der Deutschen Jugend-Fernschachmeisterschaft irgendeine Qualifikation?
R. LAUBE:
Ja, und zwar zur Vorrunde der Deutschen Senioren-Fernschachmeistenschaft, die im Gegensatz zur Jugendmeisterschaft kein offenes Turnier darstellt. Da meines Wissens die Qualifikation nicht verfällt, werde ich dort erst nach einer gewissen Pause einsteigen.
Redaktion:
Reiner, Du hast in jungen Jahren schon glänzende Erfolge im Nahschach errungen: Wir erinnern an den 3. Platz bei der NRW-B-Jugendmeisterschaft 1979, den 3. Platz bei der OWL-Einzelmeisterschaft der Herren 1981 in Löhne als A-Jugendlicher, den zweimaligen Gewinn des Dâhnepokals 1982 und 1983 auf OWL-Verbandsebene sowie an her vorragende Ergebnisse bei den Regionalliga-Mannschaftskämpfen von Halle I. Deine Ingo-Zahl hattest Du auf knapp über 90 Punkte gebracht, und wir glauben, dass Du damit noch nicht annähernd an die Grenzen Deiner Entwicklungsmöglichkeiten gestoßen bist. Dürfen wir darauf hoffen, dass Du nach Beendigung Deiner Bundeswehrzeit auch im Nahschach wieder die Zügel anziehen wirst?
R. LAUBE:
Auch ich hoffe, daß mir das gelingen wird, da mir die direkte Auseinandersetzung mit dem Gegner von Angesicht zu Angesicht viel gibt. Dazu benötige ich aber Praxis und Vorbereitung, die mit im Augenblick nicht möglich sind. Deshalb kann ich übrigens auch nicht die Last der Verantwortung auf mich nehmen, die für mich mit der Wahrnehmung des Vereinsplatzes bei der OWL-Einzelmeisterschaft der Herren 1986 in Halle verbunden wäre. Die weitere Entwicklung nach 1987 wird allerdings stark von meinem weiteren beruflichen Werdegang abhängen, über den ich zurzeit noch nicht genügend Klarheit gewonnen habe.
Redaktion:
Um zum Schluss einen Kontrapunkt zum langwierigen Ablauf von Fernschachpartien zu setzen: Vor kurzem hast Du bei stärkster Konkurrenz das Weihnachts-Blitzturnier 1985 des SK Halle recht überlegen gewonnen. Worin liegt für Dich, falls gegeben, der Reiz des Blitzschachs?
R. LAUBE:
Wie Sie schon andeuteten, es ist vor allem der Gegensatz zur ruhigen Arbeit im stillen Kämmerlein, der schnelle Wechsel der Situationen, die Spannung und besondere Stimmung, die über dem Turniersaal liegt. Im Übrigen kann man ab und zu neue Eröffnungsvarianten ohne allzu große Verpflichtung ausprobieren.
Redaktion:
Reiner, wir danken Dir für dieses Gespräch.