SK Halle 1946 eV

Deutsche Amateurmeisterschaft – Lily darf zum Finale fahren!

Nach der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft fand auch das vierte und letzte Qualifikationsturnier zur deutschen Amateurschachmeisterschaft im Stern-Hotel Willingen statt. Da wir die Örtlichkeit schon gut kannten, lag es nahe wieder zu kommen und bei exzellenten Spielbedingungen am Turnier teilzunehmen. Gespielt wurde in 8 Gruppen (A-G), somit bekam man in jeder Runde einen Gegner, der ungefähr der eigenen Wertungszahl entsprach. Lily war in der untersten Gruppe einsortiert. Als Turnierwertungszahl wurde irgendein alter Stand genommen, daher stand sie noch mit 791 auf dem Papier (ihre Einstands-DWZ). Dies war aber vielleicht sogar ein Vorteil, da sie von einigen ihrer Gegner zumindest in den ersten Runden unterschätzt wurde. Lily startete mit einem Sieg, als sie, nachdem sie ein ziemlich kritisches Mittelspiel überstanden hatte, im Endspiel den Gewinnzug fand.

1. Runde: Lilys Gegner spielte Kf4, der Zug verliert die Partie. Nach e5+ wird der Läufertausch erzwungen und der Weiße König steht zu schlecht, als dass er die Bauern am Damenflügel noch verteidigen könnte.

Blick in der Turniersaal während der ersten Runde. Ich saß auch irgendwo in der Mitte.

2. Runde: Schwarz hatte geopfert mit der Hoffnung auf einen starken Angriff oder zumindest Dauerschach. Lily verteidigte aber gut und fand in dieser Stellung den besten Zug Te2 (Auch Stockfishs erste Wahl :-)), der forciert (Th2, Le2) die Dame fängt.

Foto während der dritten Runde: Angekommen an Brett 1!

Nachdem bei den ersten drei Partien drei Siege heraussprangen, war die Euphorie groß. Sollte es wirklich zu einem Platz beim Finale in Magdeburg reichen? In Lilys Gruppe spielten 55 Spieler, 8 davon würden sich am Ende qualifizieren. Die vierte Partie spielte sie gegen Anton Belin, ungefähr genau so alt wie Lily. Auch er startete mit einer alten Wertungszahl ins Turnier, mittlerweile hat er die 1500 übersprungen und hätte damit sogar in der E-Gruppe spielen müssen. So aber kam es aber zum Showdown zweier Unterbewerteter in der untersten Gruppe. Hier half auch aller Kampfgeist nicht, Anton rechnete eine Kombination besser, Lily verlor eine Qualität und später auch die Partie. Vor der letzten Runde war aber dennoch klar, dass sie mit einem weiteren Sieg nach Magdeburg fahren würde. Diese Partie war dann vielleicht Lilys Beste. Nicht weil sie fehlerfrei war, tatsächlich verrechnete sie sich in der folgenden Stellung und hätte eine Figur verlieren können, sondern wegen der Stringenz ihres Spiels.

Welchen Zug wünscht sich Weiß hier aus strategischer Sicht zu spielen? Richtig, e4, welchen Lily auch zog. Sie rechnete allerdings die Kombination nicht weit genug, denn nach einer taktischen Abwicklung würde ein weißer Springer auf e4 hängen und die schwarze Dame könnte ihn schlagen. Das sah aber auch Lilys Gegner nicht und spielte das passive Sb8, wonach die schwarze Stellung im Eimer ist.

Am Ende also auch das Glück des Tüchtigen, auch vorher gab es einige brenzlige Situationen. Lily spielte aber über das ganze Turnier mutig nach vorne und das mit Erfolg! Belohnt wurde sie mit dem 3. Platz in der Frauenwertung (über alle Klassen!), dem  5. Platz in ihrer Gruppe, einem Geld- und Sachpreis, dem Qualifikationsplatz und einem DWZ-Plus fast 200 Punkten.

Auf dem Siegerpodest mit Melanie Müdder (die meine Gruppe gewann) und Lisa Nölle.

Die ersten acht der G-Gruppe. Ganz links der Sieger Anton Belin.

Nun stehen wir also vor der Herausforderung, unseren Terminkalender soweit frei zu räumen, dass wir Ende August zum Finale fahren können. Lily ist schon ganz aufgeregt und freut sich auf die Herausforderung!

Und was ist mit mir? Ja, ich habe auch mitgespielt (C-Gruppe). Die Partien schwankten wie üblich so zwischen „gut gesehen“ und „was habe ich mir denn dabei gedacht?“. Zur letzteren Kategorie gehört die Schlussstellung aus der letzten Runde, in der ich es nach einer völlig verpatzten Eröffnung tatsächlich einigermaßen unbeschadet ins Endspiel schaffte und in der folgenden Stellung nicht abwarten konnte Remis zu machten. War das der Stellung angemessen? Nein, war es definitiv nicht!

Ich spielte Kd6 und war froh, dass mein Gegner die Züge wiederholte. Was hätte ich wohl stattdessen spielen sollen? Ist einfach, ich weiß…Hätte ich sehen müssen, ich weiß…

Am Ende des Turniers hatte ich genau 50% (nach zwei Nullen am ersten Tag) und meine Wertungszahl damit verteidigt. Wozu quält man sich dann ein Wochenende am Brett? Richtig, weil Schachspielen total Spaß macht :-).

 

Schach im Royal Hideaway Sancti Petri

Auch bei der Sommerurlaubsplanung können sich schachbegeisterte Familien durch ihr geliebtes Hobby inspirieren lassen. Wir eiferten dieses Jahr dem Weltmeister nach. Magnus Carlsen postete kurz nach der WM letztes Jahr ein Video, welches ihn bei seinem Trainingslager zeigt.

Das Hotel (vor allem der Garten) präsentierte sich in dem Video derart verlockend, dass wir es ebenfalls buchten und einen Teil unseres Sommerurlaubs dort verbrachten. Kurz nach der Ankunft erkannten wir schon beim ersten Rundgang den Ort wieder, an dem Magnus (als Teilnehmer) an der Simultanveranstaltung des Hotels mitgewirkt hat.

Auch wir freuten uns sehr auf die wöchentlich stattfindende Schachveranstaltung, die diesmal (vermutlich aufgrund der Hitze) allerdings nicht in der Chess-Corner des Gartenrestaurants stattfand, sondern in der Hotellobby. Der Restaurantmanager des Hotels Guillermo (ELO in seiner Jugend ca. 2200, wie er mir nach der Partie erzählte) spielte dabei gegen zwölf junge und ältere Schachspieler. Lily und ich waren natürlich dabei :-).

Auf dem Foto sieht es ein wenig so aus, als ob ich der einzige Erwachsene gewesen wäre, dem war aber nicht so. Es hielt sich ungefähr die Waage.

Lily wurde leider schon in der Eröffnung in einer schottischen Gambitvariante, die sie nicht kannte, überspielt. Ich stand auch nach der Eröffnung gefühlt ziemlich schlecht, hielt mich aber im Mittelspiel irgendwie über Wasser und konnte den Übergang zum Turmendspiel dann sogar vorteilhaft für mich gestalten.

Die entscheidende Phase: Ein aktiver Turm ist anscheinend wichtiger als ein paar unbedeutende Bauernschwächen :-). Letztlich habe ich die Partie sogar gewonnen. Guillermo ließ sich noch einen weiteren Punkt abnehmen, es stand am Ende also 10:2 für ihn.

Lily spielte, während ich noch gegen Guillermo kämpfte, gegen die ganzen anderen anwesenden Kinder und besiegte sie allesamt. Nur ein ca. 16-jähriger Junge lehnte ihre Herausforderung ab, vermutlich hatte er ein bisschen Angst vor ihr ;-). Am Ende gab es für jeden noch ein Abschiedsfoto und als Preise ein Magnetschach und ein Schachbuch, welches leider für uns unbrauchbar war, da auf Spanisch. Wir haben beim Abendessen aber dankbare Abnehmer dafür gefunden.

Auch auf unserem Ausflug nach Cadiz stolperten wir in der Nähe des Plaza de Espana (welcher gerade renoviert wird) über eine kleine edle Schachecke (alles aus Stein, vermutlich sogar Marmor!), welche zur Mittagszeit, zu der wir dort vorbeikamen, allerdings noch nicht von Schachspielern frequentiert wurde. Wir hätten als Teil einer Gruppe dort aber eh nicht verweilen können, daher war das auch kein großer Verlust. Für zwei Erinnerungsfotos hat es aber gereicht.

Der Urlaub war nicht als Schachurlaub geplant, aber es war doch eine nette Ergänzung. Gerade an Pooltagen, wo man sich als hellhäutiger Nordeuropäer mittags im Sommer besser nicht draußen aufhalten sollte, war Schach eine willkommene Abwechslung! Guillermo meinte auch, dass seine wöchentliche Simultanveranstaltung im Hotel von den Gästen sehr gut angenommen würde und er sie definitiv fortführen wird. Gut so, denn mehr Schach braucht die Welt!

Jonas Freiberger gewinnt Teutopokal vor 3 Titelträgern

In Versmold traf sich am Freitag ein sehr vielfältiges 24-köpfiges Teilnehmerfeld zur Juliausgabe des Teutopokals. Damit wurde der Teilnehmerrekord aus dem Maiturnier in Werther eingestellt. Jonas Freiberger düpierte die bärenstarke direkte Konkurrenz und gewann das Turnier vor den 3 Titelträgern und nominellen Favoriten FM Bogdan Bilovol, IM Ilja Schneider und FM Tobias Vöge. Nur gegen den internationalen Meister unterbrach er seine Siegesserie und gab einen halben Punkt ab, während die drei Verfolger jeweils 1-2 Niederlagen einstecken mussten. Unser Schiedsrichter Stefan Ewert hat die Turnierstatistiken schon auf chess results veröffentlicht. Die größte Delegation stellte dieses Mal mit 5 Spielern der Rhedaer Schachverein, für Karsten Döding und Sebastian Peter war es die erste Teilnahme. Da Sommerferien sind, konnten wir auch einige junge Nachwuchstalente begrüßen, die hochmotiviert waren, ihre erste ELO-Zahl zu erkämpfen. So spielten Jan Puenter und Linus Drewler ihr überhaupt erstes Schachturnier unter Wettkampfbedingungen. Jan Schilling von der Spvg. Versmold gab ebenfalls seinen Einstand als Blitzspieler und Gastgeber der illustren Runde. Die erst 8-jährige Daria Shynkar, die erst vor kurzem mit ihrer Familie aus Kiew nach Paderborn geflüchtet ist, sammelte ordentlich Punkte und platzierte sich am Ende auf Rang 16. Sie war im letzten Jahr ukrainische Jugendmeisterin, hat diesen Erfolg in Deutschland vor kurzem wiederholt und ist seitdem auch amtierende deutsche Jugendmeisterin. Die nächste Ausgabe findet am 5. August statt. Gastgeber des Turniers wird dann der Schachklub Werther sein.

Daria Shynkar im Duell gegen den Haller Spitzenspieler Karl-Heinz Krautkrämer (jüngste Teilnehmerin gegen ältesten Teilnehmer). Die Partie endete Remis .

Linus Drewler von der Spvg. Versmold gegen Daria Shynkar.

Die andere Seite des Feldes: FM Tobias Vöge kämpft im Vordergrund mit den weißen Steinen gegen FM Bogdan Bilovil. Im Hintergrund hat auch Sebastian Peter keine Chance gegen den Turniersieger Jonas Freiberger.

Lily gegen Daria: Ein wohlbekanntes Duell von der OWL und NRW Meisterschaft. Lily spielte ein unauffälliges Turnier, diese Partie entschied sie aber für sich und sicherte sich damit ihre erste ELO.

Sommerblitzen in Brackwede

Kurzentschlossen machten Lily und ich uns auf Anregung von Burkhard Heuermann gestern Abend auf den Weg nach Brackwede, um uns für den Teutopokal heute etwas warm zu blitzen. Im frisch renovierten Pfarramt von Brackwede (war bestimmt nicht billig) spielten wir gegen die etablierten einheimischen Blitzer ein paar sehr ansehnliche Partien. Lily holte im Turnierverlauf ganze 4 Punkte, wobei der nächststärkere der Setzliste glatte 400 Punkte mehr hatte als sie. Das war also nicht unbedingt zu erwarten, es gab sogar noch ein paar weitere Partien, in denen sie auf Gewinn stand, aber auf Zeit verlor. Ich holte 8 oder 9, gewann dabei gegen die meisten Spieler, die sich schlussendlich vor mir platzierten und verlor gegen die meisten anderen. So kanns auch gehen :-).

Daniel Johnen war gestern für Lily noch eine Nummer zu groß. Ralf Bascheck (rechts neben Daniel) übersah in der letzten Runde aber ein Grundreihenmatt gegen Lily (Dafür hat er mich über die Zeit gezogen, ausgleichende Gerechtigkeit ;-)).

Lily und Markus on Tour – Jubiläumsturnier der Schachgesellschaft Mengede

Und wieder verschulg es uns nach Dortmund. Die SG Mengede wird dieses Jahr 100 Jahre alt (Glückwunsch dazu an dieser Stelle!) und richtete ein 11-rundiges Schnellschachturnier aus. Lily und ich machten uns wieder auf den Weg und reizten für den Hin- und Rückweg dabei die Reichweite von Mamas Auto wieder voll aus (Eco+ Modus war angesagt). Lily traf auch hier wieder einige ihrer Freundinnen und Freunde von der NRW und Deutschen Meisterschaft und auch einige neue, die wir letzte Woche beim SV Dortmund kennengelernt hatten, sodass auch neben dem Brett der Spaß nicht zu knapp kam. Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Wingeraths, die sehr vorausschauend handelten, indem sie einen Fußball und Tischtennisschläger dabei hatten. Daran werden wir uns nächstes Mal ein Beispiel nehmen, wenn wieder ein Schachturnier in irgendeiner Schule stattfindet. Gegen Felix Vater Nicolai wurde ich auch prompt in der ersten Runde gelost.

Zum Schachlichen: Lily war bei 100 Teilnehmern ungefähr auf Rangnummer 90 zu finden, ich auf Nummer 30 (die Listen lagen aus, ich habe aber dummerweise kein Foto gemacht und erinner mich nicht genau). Am Ende waren es der 80., respektive 28. Platz. Wir trudelten also ziemlich genau dort ins Ziel, wo wir auch gesetzt waren. Lily war mit ihrer Performance allerdings nicht ganz zufrieden, da sie laut eigener Auskunft einige vielversprechende Stellungen hatte, die sie am Ende nicht verwerten konnte. Ich habe besser gespielt als letzte Woche, da ich die Partien gegen schwächere Gegner alle sicher gewinnen konnte (außer gegen Lily: Da habe ich die Partie allerdings nicht gerechnet und immer den ersten Zug gespielt, der mir einfiel. Das reicht aber mittlerweile nicht mehr aus) und gegen Stärkere ein paar sehr nette Angriffspartien gewonnen habe. Über eine Partie trauere ich allerdings etwas. Mein Gegner ließ zu, einen Angriff in der italienischen Partie zu spielen, den wir am Freitag im Jugendtraining besprochen haben und den ich aus diesem Grund gerade auch in seinen Varianten eigentlich im Kopf hatte. Leider traute ich mich dann im entscheidenden Moment nicht den kritischen Zug zu spielen (obwohl ich ihn gesehen hatte) und verlor dann am Ende noch ganz knapp auf Zeit. Das war echt ärgerlich und soll mir eine Lehre sein. Lily sag ich immer: Wenn du einen guten Zug siehst und nichts finden kannst, was konkret dagegen spricht, dann trau dich! Ich sollte meine eigenen Worte mal selbst beherzigen ;-).

Trotzdem war das Turnier insgesamt so, wie man sich einen Samstag voller Schach vorstellt: Anstregend, aber auf eine gute Art und Weise. Vielen Dank an die SG Mengede für die Ausrichtung und Organisation. Die Erwartungen wurden voll erfüllt, es hat viel Spaß gemacht!

Lily hochkonzentriert am Brett: Die Partie konnte sie gewinnen, gegen denselben Gegner wie letzte Woche beim Fronleichnamsturnier.

Ein seltenes Bild, Lily und ich zusammen auf einem Bild. Lena Shynkar wollte ihre Tochter Liza (rechts vorne) fotografieren, hat uns aber gleich miterwischt. Vielen Dank für die Zusendung!

Spielort: Das Heinrich Heine Gymnasium, tolle Location, nur etwas warm auf die Dauer. Am Ende gab es als Entschädigung aber Eis für alle!

Das Schulfoyer, in dem gespielt wurde. Es erinnert von der Anlage her ein bisschen an die Anne-Frank Gesamtschule in Gütersloh, die ist aber noch etwas größer.

Am Ende wurden statt diverser Ratingpreise einfach 10×50€ unter allen Teilnehmern verlost. Und wer hatte natürlich wieder das Glück auf seiner Seite…ihr seht sie vor euch :-).

Schnellschachturnier am Fronleichnam in Dortmund

Der Dortmunder Schachverein richtete in seiner neuen Spielstätte in der Kleingartenidylle neben dem Westfalenstadion ein gut besuchtes 9-rundiges Schnellschachturnier aus. 66 Teilnehmer drängten sich in um die Bretter und wir waren dabei! Lily schnitt dabei hervorragend ab. Sie war zweiter der Jugendwertung, ärgerte dabei einige Erwachsene am Brett, und nahm dafür als Preis eine nagelneue DGT 2010 mit nach Hause. Hut ab, da haben sich die Dortmunder Schachfreunde echt nicht lumpen lassen! Ich war nur dabei, hab zwei Partien strategisch, zwei taktisch und eine unglücklich im Endspiel gegen den späteren Turniersieger verloren. Am Ende blieb ein halber Buchholzpunkt Vorsprung vor meiner Tochter. Ich bin mal gespannt, wann sie sich bei einem Turnier mal vor mir platzieren wird, lange kann es nicht mehr dauern ;-). Hier der Endstand:

Ein paar andere Kinder zum spielen war auch dabei, unter anderem die Rasselbande von Markus Hendler, der auch schonmal zum Teutopokal zu uns gereist ist.

Das neue Spiellokal des Dortmunder SV, man könnte meinen es wäre ein Fußballevent. Ist in Dortmund vermutlich überall so, schwarz gelb ist immer dabei!

Gegen Ulrich Haß haben wir beide gespielt. Ich gewann, Lily verlor leider im Endspiel.

Sonderpreise gab es für alle Jugendliche.

 

Lily on fire – Die Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft – Teil 3

In Willingen im Sauerland traf sich in der vergangenen Woche die deutsche Jugendschachelite. 400 Kinder und Jugendliche spielten in 9 Altersklassen um den deutschen Meistertitel. Die jüngsten Spieler und Spielerinnen traten in der Altersklasse unter 8 Jahre an, die Ältesten waren 18 Jahre alt. Die Spielbedingungen waren sehr professionell. Die Landesverbände stellten den Spielern erfahrene Trainer zur Seite, teilweise waren sogar Privattrainer mit angereist. Vor jeder Runde wurden gemeinsam die gespielten Partien der nächsten Gegner auf Schwächen untersucht, um einen Matchplan zu entwickeln. Nach der Partie wurde wiederum das eigene Spiel analysiert, um es in der nächsten Partie verbessern zu können. Lily wurde von Jasper Holtel hervorragend betreut, es kam bei jeder Partie mehr oder weniger das aufs Brett, was sich beide vorher angeschaut haben. Das war echt beeindruckend, ich wünschte mir, ich hätte so ein gutes Händchen bei der Vorbereitung meiner Partien. Gespielt wurde in einer riesigen Kongresshalle, in die während der Partien nur die Spieler und Offizielle Einlass erhielten. 13 Schiedsrichter behielten dabei die Übersicht. Fast alle Partien wurden an digitalen Brettern gespielt und konnten von den zu Hause gebliebenen Vereinsmitgliedern, Freunden und anderen Interessierten über das Internet in Echtzeit verfolgt werden. Die offiziellen Ergebnisse und auch alle Partien zum Nachspielen findet man auf der Homepage der Deutschen Schachjugend.

Vor der ersten Runde – Bald geht es los!

Blick über den Spielbereich – Schach (fast) bis zum Horizont!

Bei jeder Runde wurde auch einen Livestream produziert, in dem zum Teil Großmeister und Nationalspieler die laufenden Partien kommentierten. Die Teilnehmer, Organisatoren und Begleiter wohnten auch gemeinsam im Hotelkomplex, ein vielfältiges Freizeitangebot rundete die Veranstaltung ab.

Der Freizeitbereich – Tischtennis, Brettspiele, Basteln: Für jeden war etwas dabei.

Bei der morgendlichen Lektüre der Turnierzeitung

Lily hatte sich durch ihr erfolgreiches Abschneiden bei der OWL- und NRW-Meisterschaft qualifiziert. Zuerst sah es so aus, als ob sie nicht würde teilnehmen dürfen, da sie bei der NRW-Meisterschaft den direkten Qualifikationsplatz knapp verpasste (siehe Artikel „Lily on fire -Teil 2“). Da die Siegerin der NRW-Meisterschaft aber von der Landestrainierin Carmen Voicu-Jagodzinsky für die U8-Gruppe nominiert wurde, wurde ein Platz für die Viertplatzierte frei. Sie erhielt über die zweite Freiplatzrunde sogar eine zweite Startberechtigung, diese konnte sie dann sogar noch weitergeben und auch die Fünftplatzierte aus NRW Nicole Kühn durfte spielen. Die Freundschaften aus Kranenburg konnten also in Willingen aufgefrischt und ausgebaut werden.

Die NRW-U10w-Mädchengang im Trikot. Von links nach rechts: Liza, Nicole, Samiksha, Lily und Dascha (Deutsche Meisterin 2022 in der Klasse U8w)

Dieses Jahr gab es zusätzlich auch viele ukrainische Teilnehmer, denen durch eine Sonderregelung die Teilnahme ermöglicht wurde. In Lilys Klasse spielten 42 Mädchen über 8 Tage 11 Runden. Da jede Runde durchschnittlich 3-4 Stunden dauerte, nötigte dieser Modus den Kindern ein Höchstmaß an geistiger Leistungsfähigkeit und Kondition ab. Zudem wurden an 3 Tagen sogar 2 Partien gespielt. Lily startete fulminant ins Turnier. Nach einer äußerst knappen Niederlage gegen die Turnierfavoritin und spätere deutsche Meisterin Alicia Kovalskky vom Düsseldorfer Schachverein gewann sie 4 Partien in Folge, unter anderem gegen die am Ende fünftplatzierte Katharina Glotz vom sächsischen Schachverband, und schnupperte zur Halbzeit als zwischenzeitlich 5. sogar am Podest.

Aus der Partie Alicia Kovalskky – Lily Schirmbeck: Da war sie, die erste Chance gleich in der ersten Runde für eine Riesenüberraschung zu sorgen. Df6 verspricht großen Vorteil, Lily zog aber die Dame ein Feld zu weit nach g5. Es sollten in dieser Partie auch noch zwei weitere klare Gewinnstellungen für Schwarz folgen, die Lily aber nicht nutzen konnte.

Aus der Partie Katharina Glotz – Lily Schirmbeck: Weiß dachte wohl nach dem Abzug Sxd4, dass sie einfach eine Qualität gewinnt. Es gibt aber noch den Zwischenzug Dh4 mit einer Mattdrohung, der den weißen Plan scheitern lässt. Lily sah das und stand danach hervorragend.

Die lange Turnierdauer und die relative Unerfahrenheit unseres Haller Nachwuchstalents (die meisten Gegnerinnen waren ein Jahr älter als Lily) machte sich dann aber doch bemerkbar, als sie durch einige vermeidbare Fehler die Partien 6, 7 und 9 verlor. Gegen die letztjährige NRW-Meisterin Anna Heidtkamp gelang immerhin ein halber Punkt, als Lily mit nur noch ein paar Minuten auf der Uhr eine Zugwiederholung fand.

Aus der Partie Anna Heidtkamp – Lily Schirmbeck: Schwarz hat hier sogar theoretisch Vorteil, es ist aber zweischneidig: Ld5, Tc2, Lb2, Tc4 sichert das Remis. Sec3 wäre eine gute Option, wenn man weiter auf Gewinn möchte. Lily lebte aber mehr oder weniger nur noch von ihren 30 Sekunden Inkrement, da war das Remis eine verständliche Wahl.

Es folgten eine weitere Niederlage und ein Sieg. Die letzte Partie war an Dramatik kaum zu überbieten. Lily fand im Mittelspiel den richtigen Plan, trieb ihren Freibauern bis zur Grundlinie, bekam dadurch eine weitere Dame, und alle Zuschauer wähnten die Partie schon entschieden. Ihre Gegnerin Julia Fruth aus Dresden hatte aber ebenfalls noch ein paar gefährliche Bauern nahe des Umwandlungsfelds. Am Ende übersah Lily leider eine taktische Kombination, die zu einer Springergabel führte und aus der gewonnenen Stellung wurde im Handumdrehen eine verlorene.

Nach Ke8, Sg7, Kd8, Se6 ist die Dame plötzlich wieder futsch.

Ein bitteres Ende, damit war das erhoffte Top10-Ergebnis dahin, es wurde am Ende der 18. Platz von 42, was aber auch eine riesige Leistung ist. Die Enttäuschung wurde daher auch schon bald von den vielen schönen Erlebnissen überstrahlt, die diese aufregende Woche bei der deutschen Jugendmeisterschaft bot. Nirgendwo sonst kommen jedes Jahr so viele schachbegeisterte Kinder und Jugendliche zusammen, um gemeinsam sportlich und friedlich die deutschen Meister zu küren.

Kuscheln mit Chessy vor der Siegerehrung

Der Wahlspruch des Weltschachverbands „Gens una sumus – Wir sind eine Familie” wurde dabei mit Leben erfüllt. Wir fühlten uns dort als Teil dieser Schachfamilie und auch die vor Tod und Zerstörung geflüchteten Teilnehmer wurden vorbildlich in diese Gemeinschaft integriert.

Lily wird weiterhin fleißig trainieren und Turniere spielen, um dann im nächsten Jahr beim Kampf um den deutschen Meistertitel ein Wörtchen mitreden zu können.

Ein großer Dank gilt an dieser Stelle:

– Den Organisatoren der Meisterschaft von der Deutschen Schachjugend

– Lilys Trainer vor Ort Jasper Holtel, ihrem Heimtrainer Tobias Vöge sowie dem Trainer des Kaders Herford Andre Wolf

– Jannik Liebelt, Lara Schulze und Luna Vogt für die emotionale Unterstützung vor Ort sowie der Jugend und den Mitgliedern unseres Vereins, die von zu Hause mitgefiebert haben, ganz besonders unserem Jugendwart Frank Bergmann.

Monatsblitzen bei Rhedaer SV

Schon oft wurde mir nahegelegt doch mal am monatlichen Blitzturnier des Rhedaer SVs teilzunehmen. Nun war es endlich so weit, Lily und ich stürzten uns in das virtuelle Getümmel. Meine Fehler wurden letztlich nur gegen den Sieger Bogdan in einer Achterbahnpartie bestraft. Heute gibts beim Teutopokal die Revanche. Lily sammelte vor allem Erfahrung, fürs Blitzschach auf dem Niveau fehlt ihr noch etwas die Erfahrung, das kommt aber, ganz sicher :-).

Hans Lindlar Gedenkturnier 2022

Vorletzte Woche fand, organisiert durch den SV Künsebeck, die 11. Ausgabe des Hans-Lindlar Gedächtnisturniers in der geräumigen Haller Remise statt. 38 teils weitgereiste Teilnehmer stritten sich bei idealen Spielbedingungen um den Siegerpokal. Das Teilnehmerfeld war wieder einmal stark besetzt, auch wenn die Wertheraner Spitzenspieler diesmal aufgrund ihres parallel stattfindenden Mannschaftsspiels fehlten. Gewonnen hat mit einer astreinen 7/7 Bilanz Bogdan Bilovil vom Rhedaer SV vor Sebastian Peter und Claudius Gottstein. Die Tabelle mit allen Ergebnissen:

Und hier die Tabelle mit den einzelnen Rundenergebnissen:

Vom SK Halle spielten dieses Jahr Florian Schröder und Lilian Schirmbeck mit. Besonders Florian spielte ein sehr erfolgreiches Turnier. Gegen Edgar Farel holte er, wie schon bei der Bezirksmeisterschaft, ein Remis und gegen Dirk Hofschlag konnte er sogar ziemlich unerwartet gewinnen. Damit, und mit zwei Siegen gegen schwächere Gegner, machte er die 50% Punktausbeute klar. Den Preis für den erfolgreichsten Jugendlichen des Turniers hat er sich damit redlich verdient und nahm ihn auch sichtlich stolz entgegen. Herzlichen Glückwunsch!

Florians Partie gegen den ältesten Turnierteilnehmer Edgar Farel. Schach bringt die Generationen zusammen!

Von links nach rechts: Christoph Schneider, Edgar Farel, Bogdan Bilovil, Florian Schröder, Bernd Fischer, Dietmar Guhe.

Lily bekam ebenfalls von ihren Gegnern viel Lob für ihre Spielstärke (Zitat Thomas Bergmann: „Ich hatte schon eine Figur mehr, die gewann sie aber irgendwie zurück. Dann hatte ich aber Glück, dass ich das Endspiel doch noch gewinnen konnte.“). Mit der Verwertung klappte es diesmal aber nicht so gut. Am Ende gewann sie nur 2 Partien und remisierte einmal. Mit ein bisschen Glück wäre sicher auch mehr drin gewesen, das spart sie sich wohl diesmal für zukünftige Ereignisse auf.

Lilys Partie gegen Mariusz Schröder, der wieder einmal mit einem Auto voller Bremer Schachfreunden am Start war. Im Hintergrund spielt Thomas Bergmann mit Schwarz gegen Steffen Schnier.

Der Dank geht an dieser Stelle an das Orga Team, welches vielen Schachfreunden einen schönen Tag mit ihrem Hobby ermöglicht hat. Möge es noch viele Ausgaben des Hans Lindlar Turniers geben. Bernd Fischer kündigte bei der Siegerehrung für den Herbst wieder die Ausrichtung eines Quickstep Turnier an (3 Runden an einem Tag mit langer Bedenkzeit) und wir vom SK Halle haben ja auch noch viel vor. Die Vorfreude ist da :-).

Info

Jeden Freitag:
Vereinsabend im Spiellokal

18.00 – 20.00 Uhr  Kinder- und Jugendschach
ab 20.00 Uhr  Seniorenschach

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