Zu Gast in Halle war am Samstag die Blitzelite von Nordrhein Westfalen. Interessant ist schon, wie wir dazu gekommen sind, dass wir das Turnier in Halle austrugen: Mir war aufgefallen, dass die Blitz-Einzelmeisterschaft der Frauen die letzten Jahre gar nicht ausgetragen wurde und das wollte ich gerne mal ändern. Auf meine spontane Anfrage zu Jahresanfang, die ein wenig aus der Euphorie heraus motiviert war, dass wir gerade unser schickes neues Spiellokal bezogen hatten, ob wir dieses Jahr vielleicht das Frauenturnier ausrichten dürften, lautete die Antwort sinngemäß: „Gerne, aber am liebsten auch das offene Turnier gleich mit!“ Nach kurzem Überlegen, sagte ich spontan zu. So schnell und unbürokratisch kann es manchmal gehen.

Zur Einordnung: Das „offene“ Turnier ist für alle Geschlechter offen, deswegen heißt es „offen“. Es war aber nicht „offen“ für jedermann, der potentiell am Samstag hätte mitspielen wollen, denn man musste sich über diverse lokal ausgetragene Turniere der Bezirke und Verbände dafür qualifizieren. In OWL reichte das Belegen einer der vorderen Plätze bei der OWL-Meisterschaft. Anderswo musste man sich erst über die Stadtmeisterschaft, die Bezirksmeisterschaft und schließlich über die Verbandsmeisterschaft qualifizieren. Erst wenn man sich dort überall durchgesetzt hatte, bekam man einen Startplatz für die NRW-Meisterschaft. Beim Frauenturnier dagegen konnte sich jede Schachspielerin anmelden und einfach mitspielen. Die ersten beiden Plätze beider Turniere qualifizierten sich für die jeweilige Deutsche Meisterschaft im Blitzschach, die im Mai in München stattfinden wird.

Das 20-köpfige Teilnehmerfeld. Auch ein paar Zuschauer fanden den Weg nach Halle, links filmend mit dem Handy ist Dirk Hofschlag zu sehen, im roten Overall hinten am Fenster der Vorsitzende des SK Werther Markus Henkemeier.

Das 10-köpfige Feld der Frauenmeisterschaft (Brett 1 war schon fertig mit ihrer Partie)

Das offene Turnier wurde in unserem Spiellokal gespielt, für das Frauenturnier haben wir die Empore der Mensa vorbereitet. Beide Spielorte boten ausgezeichnete Spielbedingungen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Viel Licht, viel Platz; nur die lautstarken Anfeuerungsrufe beim parallel in der Turnhalle stattfindenden Volleyballspiel, störten zum Ende hin etwas. Das Frauenturnier bekam unser bestes Spielmaterial, dafür wurden beim offenen Turnier die ersten 5 Bretter live ins Internet übertragen, die von allen Schachinteressierten dort verfolgt werden konnten. Sogar der aus Lemgo stammende Matthias Blübaum, der letzte Woche zum wiederholten Male die Europameisterschaft gewinnen konnte, schaute kurz mal in die Übertragung rein.

Wir hatten als Ausrichter das Recht einen Spieler im offenen Turnier mitspielen zu lassen, diesen „Ausrichterplatz“ nahm Hansa Miller ein. Er kämpfte wacker, konnte angesichts der hoch überlegenen Gegnerschaft aber letztlich keinen Punkt holen. Im Frauenturnier spielten Inha und Lily mit. Dort war es ergebnistechnisch sehr eng. Lily erspielte mit 5 aus 9 Punkten den 5. Platz, zwischen dem Sieger und dem 6. Platz lagen aber auch nur 2 Punkte. Inha hatte mal wieder eine sehr beschwerliche und stressige Anreise aus Köln (Fußballsamstag…) und schaffte es nur ganz knapp zum Turnierstart ans Brett. Sie erspielte sich nur zwei Remis (die aber immerhin gegen die am Ende 2. und 3. platzierte). Gewonnen hat das Frauen Turnier Anastasia Erofeev aus Lieme, den zweiten Qualifikationsplatz sicherte sich Helena Neumann aus Gütersloh.

Hansa (links) im Duell mit Ralph Blasek. Ralph gewann vor über 40 Jahren die Haller Stadtmeisterschaft, auf dem Pokal in unserer Vitrine ist sein Name immer noch verewigt. Mittlerweile spielt er in Solingen.

In der dritten Reihe spielte immer Frank Bellers mit einem festen Platz. Jeder andere Spieler kam ihn einmal dort besuchen.

Die zweite Reihe (Brett 6-9, Runde 5). Im Vordergrund Klaus Rybarczyk vom Godesberger Schachklub gegen Noel Gallas von den Schachfreunden Essen-Katernberg. Noel gewann am Ende die Partie.

Die erste Reihe: Auch dort hatte Nhan Jiehou (links) von der Schachvereinigung Plettenberg seinen Stammplatz, er war in der Setzliste auf dem letzten Platz gesetzt und durfte daher immer an Brett 1 spielen. Gegen den späteren überlegenen Turniersieger Maurin Möller vom blauen Springer Paderborn hatte er allerdings keine Chance. Maurin spielte ein wahnsinnig gutes Turnier. 16 Punkte aus 19 möglichen (ELO Performance 2481!) bedeuteten den Turniersieg mit ganzen 3 Punkten Abstand. Wenn er auch in München dieses Niveau halten kann, wird er dort gute Chancen haben, und wenn es optimal läuft, vielleicht auch den ganz großen Pott mal nach OWL holen.

Da vier Spieler nach 19 Runden, in denen jeder gegen jeden gespielt hatte, punktgleich waren, gab es um den zweiten Qualifikationsplatz ein Stechen. IM Bernd Schneider (links) aus Solingen ging daraus als Sieger hervor und darf als zweiter Repräsentant NRWs an der Deutschen Blitz-Einzelmeisterschaft teilnehmen.

Das Siegerfoto, die drei ersten (Florian Stricker, Maurin Möller und IM Bernd Schneider) eingerahmt von den Schiedsrichtern des Turniers, zu denen ich etwas unplanmäßig auch gehörte. Während Andreas Junk (rechts) sich um das Frauenturnier kümmerte, unterstützte ich ihn nicht nur bei der Live-Übertragung (was eigentlich geplant war), sondern auch bei der Leitung der ersten Hälfte des offenen Turniers.

Vielen Dank allen Helfern vom Schachklub Halle, die es durch ihr Engagement möglich gemacht haben, dass wir ein guter Gastgeber für die Schachfreunde von nah und fern waren. Ich habe viel positives Feedback erhalten und möchte dies auf diesem Weg gerne weitergeben. Ganz besonderer Dank an Frank Bergmann für alles: Ohne Dich hätten wir es nie geschafft, das alles so auf die Beine zu stellen. Klaus Blümel und Hansa Miller: Vielen Dank für die Hilfe beim Aufräumen! Familie Tiemann, Familie Gellen: Herzlichen Dank für den Kuchen. Es war zwar anstrengend, mir hat es aber viel Spaß gemacht!

Ergebnisse offenes Turnier

Ergebnisse Frauenturnier