Wir, der Schachklub Halle, betrauern unser ehemaliges Vereinsmitglied Dieter Weyer, der kürzlich verstorben ist. Der ehemalige Gymnasiallehrer des Kreisgymnasium Halle (der Autor dieser Zeilen war auch dort kurz sein Schüler) war mehr als 30 Jahre lang unserem Verein eng verbunden und belebte mit seinem freundlichen und herzlichem Charakter und seinem kreativen Schach die Vereinsabende und Mannschaftsspiele. Auf seinem schachlichem Höhepunkt Anfang der 80er Jahre spielte er 1 Jahr lang am Spitzenbrett der 2. Mannschaft des SK Halle in der Regionalliga und holte dort gegen durchweg nominell stärkere Spieler mit seinem unkonventionellen Spiel fast 50% der Punkte. Er war darauf zurecht stolz und erzählte gerne von seinen Erfahrungen aus dieser Zeit. Dieter war bekannt für seine Liebe zur Sokolsky Eröffnung, in Fachkreisen auch „Orang Utan“ genannt. Obwohl objektiv in ihrer schachlichen Qualität zweifelhaft ist diese als „Überraschungswaffe“ doch immer brandgefährlich. Vor allem in früheren Zeiten, in denen noch keine Schachdatenbanken existierten, konnte man sich zumindest in unterklassigen Ligen nur schwer im Vorfeld auf seine Gegner vorbereiten, da man meist keine Informationen über deren Vorlieben in der Eröffnungswahl hatte. Daher konnte einer wie Dieter, der Experte in dieser Eröffnung war, auch stärkere Gegner oft schachlich aufs Glatteis führen.
Ich spielte im Laufe der Jahre viele Partien gegen ihn. Eine davon aus dem Jahr 2000, gespielt bei der Haller Stadtmeisterschaft, ist typisch für ihn und ich möchte sie zu seinen Ehren an dieser Stelle präsentieren.
Ich erinnere mich an einige Ligaspiele, in denen wir in einer Mannschaft spielten. Es machte ihm Freude, Kinder und Jugendliche wie mich damals zu integrieren und sie schachlich zu fördern. Er holte mich einige Male von zuhause ab und fuhr mit uns nach Steinhagen, Versmold oder Quelle zu Mannschaftsspielen. Schon lange von gesundheitlichen Problemen geplagt entschloss sich Dieter vor ein paar Jahren für seinen Lebensabend zusammen mit seiner Frau nach Soest zu ziehen. So lange er in Halle in der Nähe Remise wohnte, war er ein regelmäßiger Gast unseres Spielabends. Mit dem Umzug verloren wir ihn etwas aus den Augen, die meisten erwachsenen Mitglieder unseres Vereins erinnern sich aber nach wie vor gerne an das gemeinsame Schachspiel und die Gesellschaft mit ihm. Ich schließe mich dem an, wir werden ihn sehr vermissen.
Ruhe in Frieden, Dieter. Danke für alles!
Dieter mit seiner Frau Charlotte im Jahr 2020 (Bildquelle: Soester Anzeiger)