2hoch6 Bielefeld feierte letztes Jahr 10-jähriges Jubiläum, coronabedingt fand die Feier ein Jahr später statt. In der Gesamtschule Quelle spielten zur Feier des Tages Matthias Blübaum und sein Vater Karl-Ernst gegen jeweils 7 Gegner ein Uhrensimultan, die Blübaums hatten für ihre Partien insgesamt 2/1/4 Stunde, jeder Gegner hatte 1/1/2 Stunden Bedenkzeit, jeweils plus 30 Sekunden Inkrement. Der Modus war also etwas anders, als im klassischen Simultanschach, wo meist ohne Zeitvorgabe gespielt wird. Ich spielte gegen gegen Blübaum den Älteren und hatte mich tatsächlich etwas vorbereitet. Ich ahnte, sollte ich Schwarz bekommen, dass es aufgrund seiner oft gespielten Eröffnungszüge möglich werden würde, ein Budapester Gambit zu spielen, was ich mir im Vorfeld anschaute und tatsächlich auch aufs Brett bekam.
Die Gesamtschule Quelle glänzte wieder einmal durch viel Platz und angenehme Spielbedingungen.
Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie. Der Computer behauptet, dass ich nur zwei Fehler machte.
In der Eröffnung spielte ich zu früh a5. Das ist ein Fehler, weil a3 funktioniert. Schwarz muss daraufhin den Springer auf d2 schlagen, um nicht deutlich im Nachteil zu sein. Lc5 (was ich höchstwahrscheinlich gespielt hätte) ist sogar noch schlechter wegen Ideen mit Lg5 oder Se4. Die Varianten sind aber kompliziert und liegen für Menschen nicht auf der Hand.
Im Mittelspiel hatten wir beide keine zündenden Ideen, wie wir unsere Stellung verbessern könnten und lavierten einige Zeit hin und her. Im Übergang zum Endspiel forcierte ich dann den Lauf der Dinge mit einem „Alles oder Nichts Zug“.
Preisfrage: Geht hier Df2? Um das auszurechnen hätte es vermutlich den anderen Blübaum gebraucht ;-). Ich war dazu nicht in der Lage, spielte ihn aber trotzdem. Das sieht schließlich alles sehr gefährlich aus, objektiv ist es aber ein Verlustzug (xe5 hätte weiterhin Ausgleich bedeutet). Karl-Ernst reagierte zunächst richtig mit Lc3, worauf ich Txe2 spielte. Ein riesiger weißer Blunder wäre jetzt Txe2 wegen Df1, Kh2 nebst d4 und Damenverlust gewesen, aber Karl-Ernst sah das aber und spielte korrekterweise den Gegenangriff De8+, welcher meinen König ins Freie treibt.
Nun hat Weiß mehrer verlockende Damenzüge. Df6+ wäre richtig gewesen wegen Ke4 Dd4+ Kf5 und Dg4+ mit Doppelangriff und Turmgewinn. Matthias sah das in der Analyse später sofort, gut das nicht er mir in der Situation gegenüber saß ;-). Sein Vater spielte stattdessen Dh7+ und versuchte mich noch auszutricksen.
Eine letzte Hürde: Wie muss Schwarz wieder nehmen? Natürlich mit der Dame, Kxe2 (vielleicht mit der Idee Kf1 Dg2) verliert wegen Dc2, Ke3, Ld4. Die Klippe umschiffte ich aber sicher. Nach Dxc7 ist es nun endgültig Remis wegen Dauerschach Df1, Df4.
Karl-Ernst bei der Analyse unserer Partie.
Insgesamt gab Karl-Ernst zwei Remis ab, Matthias eins. Gegen Karl-Ulrich Goecke stellte er im Mittelspiel weitgehend kompensationslos einen Bauern ein, schaffte es aber dann aber doch noch in ein theoretisch gewonnenes Endspiel (Doppelläufer gegen Springer) abzuwickeln, welches aber selbst für einen sehr, sehr starken Großmeister nicht so einfach zu gewinnen ist. Ein schöner Erfolg für Kalle!
Und ein letztes Foto, entstanden während der Partieanalyse.
Vielen Dank geht an dieser Stelle an 2hoch6 Bielefeld für die Einladung und die Organisation sowie an Tim Ehrlich für die Bereitstellung der Fotos.
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