Das Turnierjahr geht gerade so richtig los mit vielen interessanten Veranstaltungen, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Lily braucht als talentierte junge Schachspielerin vor allem Spielpraxis, um schachlich voran zu kommen. Das Ziel verfolgten auch viele andere ambitionierte Schachspieler aus ganz NRW und darüber hinaus (teilweise sind die 2-3 Stunden gefahren und es gint um 9:00 los) und fanden sich zum DWZ Cup in der Stadthalle Münster ein, um sich an einem Tag 3 Langschachpartien zu geben. Das ist ganz ganz schön hart für einen Sonntag, daher Respekt an die 60 Teilnehmer. Die Bedenkzeit waren 75 Minuten + 30 Sekunden pro Zug. Gespielt wurde in Gruppen von je 4 Teilnehmer. Dadurch war sichergestellt, dass man nur Gegnern des eigenen Kalibers gegenüber sitzt.
Lily hatte in jeder ihrer Partien eine Gewinnstellung auf dem Brett, die sie aber leider nur einmal verwerten konnte. Manchmal ist es echt zum Haare raufen, zum Beispiel hatte sie in der zweiten Runde folgende Stellung auf dem Brett:
In der Analyse fragte ich sie: Welches ist der erste Zug, der dir einfällt. Sie antwortet sofort: Tf7! Was spielt die junge Dame aber, ohne groß drüber nachzudenken: Tg3??, und verliert am Ende sogar die Partie. Der Grund der anderen Niederlage war ähnlich gelagert. In der dritten Runde dann doch noch der erste Sieg. Lily spielt mit Schwarz und ist in der folgenden Stellung am Zug:
Lily hat als Schwarze einen entfernten Freibauern und spielt ziemlich schnell Ta8!. Ein starker Zug, denn wenn Weiß nach Lxe6 xe6 Txc4 die Figur zurückgewinnt ist der Bauer nicht mehr aufzuhalten. Ich fragte meinen Schützling in der Analyse dann natürlich, ob sie das alles gesehen und berechnet hat, aber natürlich nicht! Lily dachte einfach der Turm gehört hinter den Bauern und der läuft dann wahrscheinlich auch durch. Ist ja auch richtig, aber das kann und muss man am Brett berechnen!
Trotzdem war das ein versöhnlicher Abschluss. Meine Partien waren trotz des Ergebnisses von 1 aus 3 gar nicht so schlecht. Die erste Partie habe ich dummerweise in Zeitnot eingestellt, da kam ich mit der Bedenkzeit noch nicht so klar. In der zweiten Partie habe ich endlich mal in einer langen Partie das Greco Gambit spielen dürfen. Leider kannte mein Gegner das sogar besser als ich *g* und wir spielten ein Mittelspiel mit ein paar taktischen Verwicklungen, die für mich optisch besser aussahen, es aber objektiv nicht waren. Wir landeten daher in einem ausgeglichenen Turmendspiel, was wir aufgrund der noch bevorstehenden 3. Partie aber nicht auskämpften und Remis gaben (war objektiv auch der Stellung angemessen). In der dritten Runde spielte ich dann noch gegen Tim Sauer, seines Zeichens eines der Nachwuchstalente des niedersächsischen Schachbunds (12 Jahre, 1899 DWZ, Platz 5 bei der DJEM letztes Jahr, wie ich im Nachgang herausgefunden habe. Beeindruckend!). Ich dachte mir nach e4, c5: Ach, spielste halt mal Morra Gambit! Das habe ich in einer langen Partie noch nie gemacht und geriet nach ein, zwei Ungenauigkeiten auch ziemlich unter Druck. Glücklicherweise fand ich dann im Königsangriff eine gute Verteidigung und konnte einen starken Konter fahren. Letztlich sah ich aber in der folgenden Stellung aber kein Matt.
Der Computer bestätigte später, mehr als Dauerschach ist nicht drin. Daher endete um 19:00 auch diese Partie Remis. Tim und sein kleiner Brunder hatten noch bis Hannover zu fahren und wir waren auch ziemlich platt, als wir gegen 8 zuhause ankamen. Die Partien funktionierten bezüglich Konzentrationsfähigkeit noch erstaunlich gut, am Abend im Bett kam dann aber doch der Hirnkater um die Ecke. Insgesamt hat sich der Ausflug trotz der Strapazen gelohnt! Vielen Dank an dieser Stelle an die Organisatoren des SK Münster 32!