Anlässlich der personellen Neuaufstellung unseres Schachklubs auf unserer letzten Versammlung, habe ich, mit der Absicht ihn in der Lokalpresse zu platzieren, den unteren Artikel geschrieben. Der Erfolg war gemischt, im Haller Willem Magazin wurde er in der neuesten Ausgabe in gekürzter Form veröffentlicht, das Westfalenblatt wird auch nächste Woche noch einen größeren Artikel im Lokalteil bringen, nur das Haller Kreisblatt hatte leider überhaupt kein Interesse über unseren Schachklub zu berichten. Hier werde ich ihn nun exklusiv ungekürzt veröffentlichen. Viel Freude bei der Lektüre!
Schach in unserer Heimatstadt
Schachspielen macht schlau! – Kürzlich veröffentlichte Studien belegen, dass Schach die Intelligenz und geistige Leistungsfähigkeit und viele andere positive Eigenschaften der Menschen fördert. In Russland ist Schach in öffentlichen Schulen sogar Pflichtfach geworden. Von der ersten bis zur vierten Klasse haben seit 2019 alle Kinder mindestens eine Stunde pro Woche Schachunterricht. Vor Ort gibt es seit fast 75 Jahren den Schachklub Halle, der sich ab diesem Jahr personell aufstellt. Neuer Vorsitzender ist Markus Schirmbeck, der uns über die jüngsten Ereignisse berichtet.
Herzlichen Glückwunsch, Markus, zur deiner Wahl zum Vorsitzenden des Schachklubs. Wie kam es dazu?
Vielen Dank! Die Umstände sind allerdings nicht besonders erfreulich. Letzten Sommer ist unser Vorsitzender Charly Wolff völlig unerwartet verstorben. Er hat den Verein mit viel Engagement geführt und war auch Mannschaftsführer. Ich hatte erst kürzlich das Amt des 2. Vorsitzenden von meinem Vorgänger Karl-Ernst Kiel übernommen und sah mich nun ziemlich unerwartet in der Verantwortung, den Verein zumindest interimsmäßig zu führen. Der klassische Sprung ins kalte Wasser. Es ist uns gelungen, den Spielbetrieb unserer Mannschaften und auch den Vereinsabend zu organisieren. Sogar eines der letzten Projekte, die Charly noch angestoßen hat, wurde mittlerweile in Form eines wieder regelmäßig stattfindenden Blitzturniers verwirklicht.
Was steht jetzt konkret an?
Bei unserer Jahreshauptversammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt. Ich wurde 1. Vorsitzender, mein Stellvertreter ist Ruslan Sivirincuk, der auch unsere Schachmannschaft organisiert. Unser Schriftführer (Markus Wiegand), Kassierer (Uwe Stadie) und Jugendwart (Frank Bergmann) haben sich bereit erklärt, ihre Ämter weiterhin auszuführen. Zusätzlich freue ich mich sehr, dass wir das seit längerem vakante Amt des Spielleiters mit Martin Schulte wieder besetzen können.
Was motiviert dich, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen?
Ich liebe das Schachspiel und mir liegt etwas daran, dass es in meiner Heimatstadt eine Anlaufstelle für schachinteressierte Menschen gibt, für Menschen, die ihre Leidenschaft und Neugier auf das Spiel teilen möchten. Ich profitiere als aktiver Schachspieler erstens ganz persönlich davon und zweitens glaube ich, dass es auch im gesellschaftlichen Sinne eine gehaltvolle und nützliche Freizeitbeschäftigung ist. Dafür bin ich bereit, mich zu engagieren.
Wo möchtest du Schwerpunkte setzen?
Mir liegt die Jugendarbeit sehr am Herzen, auch weil ich selbst eine Tochter habe, die sehr gerne daran teilnimmt. Wir können uns als Verein außerordentlich glücklich schätzen, dass wir unseren Jugendwart Frank Bergmann haben, der mit viel Herzblut dabei ist. Ich bin ihm dafür unheimlich dankbar und freue mich darauf, weiter mit ihm daran zu arbeiten, viele Kinder und Jugendliche für das Schachspiel zu begeistern. Idealerweise schaffen wir es auch, sie beim Übergang ins Erwachsenenalter im Verein zu halten, was sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer großen Herausforderung entwickelt hat. Aus meiner Generation bin ich beispielsweise der einzige von einst vielen, der noch im Schachverein aktiv ist. Die Gewinnung neuer erwachsener Mitglieder war in den letzten Jahren auch nicht besonders erfolgreich. Wir hatten in den 90-er Jahren mal 80-90 Mitglieder und 6 Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnahmen. Derzeit können wir leider nur noch eine Mannschaft stellen.
Woran liegt das?
Ich glaube, es gibt hierfür im Wesentlichen zwei Ursachen. Einerseits bot Schach in der Vergangenheit einen geistigen Ausgleich zur physisch anstrengenden Arbeit im Beruf, Menschen in solchen Berufen gibt es aber immer weniger. Andererseits ist selbst für schachinteressierte Menschen die Hemmschwelle, in einen Verein einzutreten oder überhaupt erst mal bei einem Vereinsabend vorbeizuschauen, deutlich höher als schnell mal zwischendurch eine Partie Schach im Internet zu spielen.
Wie möchtet ihr im Verein das ändern?
In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Ravensberg werden wir im 2. Halbjahr 2020 einen Schachkurs für Erwachsene anbieten, der sich sowohl an Anfänger als auch an Wiedereinsteiger richtet. Der Kurs wird von Stefan Guhe geleitet, einem unserer stärksten Spieler, der auch beruflich im Bereich Erwachsenenbildung tätig ist. Wir hoffen, durch dieses Angebot in erster Linie Menschen für das Schachspiel zu gewinnen und damit verbunden eventuell auch einen neuen Zugang zum Verein zu öffnen. Weiterhin werden wir unsere bisher schon sehr erfolgreiche Jugendarbeit fortsetzen und den Vereinsabend durch verschiedene Angebote beleben. Hier darf übrigens jeder schachinteressierte freitags um 20:00 in der Destille unter der Stadtbibliothek vorbeischauen, blutige Anfänger sind dabei genauso willkommen wie erfahrene Spieler. Im Jahr 2021 steht auch unser 75-jähriges Vereinsjubiläum an, wir freuen uns schon darauf!
Zuletzt noch eine persönliche Frage: Wie bist Du überhaupt zum Schachspiel gekommen?
Gelernt habe ich Schachspielen von meinem Großvater. Im Grundschulalter bin ich dann über das Ferienspielangebot zum SK Halle gekommen. Ich erinnere mich, dass ich beim Abschlussturnier dort mal eine Hutnadel und einen Zuckerlöffel gewonnen habe, ziemlich absurd aus heutiger Sicht. Damals wurden die Ferienspiele von Friedhelm Kahmann und Herbert Könemann organisiert, die sich insgesamt um den Verein sehr verdient gemacht haben. Auch heute noch bieten wir jeden Sommer interessierten Kinder und Jugendlichen an, Schach zu lernen und zu spielen. Das Angebot wird immer gut angenommen.