Eigentlich wollten wir ja das Turm Open in Lippstadt spielen, aber es kam anders. Lily wurde kurzfristig eingeladen, zusammen mit den stärksten Schachspielerinnen des Bundeslandes NRW bei der Deutschen Frauenmannschaftsmeisterschaft der Landesverbände zu vertreten. Das Turnier fand im Hessischen Braunfels statt, einer malerischen Kleinstadt eine Stunde nördlich von Frankfurt, die sich um eine mittelalterliche Burg erstreckt. Dort im Haus des Gastes fand das Turnier in den letzten 20 Jahren wohl fast immer statt, so auch in diesem Jahr. Mannschaftskapitän Andreas Jagodzinsky stellte eine Mannschaft aus erfahrenen Spielerinnen und hoffnungsvollen Nachwuchstalenten zusammen. In den letzten Jahren hatte NRW das Turnier jeweils ohne Niederlage für sich entscheiden können. Auch dieses Mal hieß die Losung, Zitat Andreas: „NRW spielt immer auf Sieg!“
Die NRW-Mannschaft 2024: Von links nach rechts: WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky, Michelle Trunz, WFM Elena Trunz, Lisa-Marie Möller, Andreas Jagodzinsky, Eva Rudolph, WCM Lilian Schirmbeck, WGM Eva Kulovana, WIM Olena Hess, WFM Julia Freitag
Lily teilte sich das 8. Brett mit Eva Rudolph, die die Runden 3 und 4 spielte. Die erste Runde wurde Hamburg als Gegner gelost. Lily bekam es mit Nina Stappenbeck vom HSK zu tun, laut Wertungszahl eine Gegnerin auf Augenhöhe. Lily spielte gut und konnte im Endspiel die Partie für sich entscheiden.
Nina Stappenbeck – Lily Schirmbeck: Grüße an den HSK an dieser Stelle!
Schirmbeck, Lilian – Stappenbeck, Nina: Ke8 ist hier der einzige Zug für Schwarz, der das Remis hält. Alles andere verliert. Nina spielte Ke7 und nach f6 Ke8 ist Tg3 der Gewinner.
Die zweite Runde ging es gegen Sachsen, die 3 Mitglieder aus der Schachfamilie Peglau mitgebracht hatten. Lily spielte gegen die älteste Tochter Sarah, Deutsche Meisterin in der U18w 2021, und verlor die Partie leider nach einem taktischen Fehler.
Nach der Partie wurde Lily noch von Katharina Reinecke, der Öffentlichkeitsarbeiterin des Deutschen Schachbunds, interviewt und meisterte auch dies trotz spürbarer Nervosität souverän.
In der vierten Runde übernahm Eva Rudolph Lilys Brett und holte dort in den nächsten beiden Spielen gegen Hessen und Bayern jeweils den vollen Punkt. Wir hatten also 1,5 Tage frei und nutzten diese für einen Ausflug nach Frankfurt.
Lily vor der Zeil, durch die Taunusanlage mit ihren Hochhäusern sind wir auf der Rückfahrt auch durchgefahren. Der Ausflug weckte in mir schöne Erinnerungen an meine Zeit in Frankfurt!
Ein Hochspannungsmatch wurde in der vierten Runde gegen Bayern gespielt, die schon mit der Aufstellung der beiden Nationalspielerinnen WGM Hanna-Marie Klek und WGM Jana Schneider an den ersten Brettern ganz klar machten, dass sie dieses Jahr den Titel holen wollten. An Brett 7 und 8 holten Lisa-Marie und Eva zwei volle Punkte und der Mannschaftskampf stand Spitz auf Knopf. Michelle schaffte es schließlich eine objektiv verlorene Stellung noch ins Remis zu retten und damit war die Entscheidung um den Turniersieg auf die letzte Runde vertagt, in der Lily wieder mitwirken würde. Zuerst stand aber etwas Sightseeing auf dem Programm. Die Burg rief!
Wir hatten die komplette Führung durch den öffentlichen Teil der Burg gebucht. Die Anlage ist im Privatbesitz und die Besitzerfamilie wohnt auch dort in einem privaten Flügel. Leider durften wir nur draußen fotografieren, die Gemäldesammlung und der Rittersaal mit den vielen Rüstungen sind aber sehr für eine Besichtigung zu empfehlen.
Starke Schachspielerinnen unter sich.
In der letzten Runde ging es gegen Schleswig-Holstein. Britta Leib war Lilys Gegnerin, eine ganz erfahrene Spielerin, Deutsche Seniorenmeisterin und Mannschaftskapitän der Damen aus dem Norden. Lily spielte ganz solide und konnte ein sicheres Remis beisteuern. Der Mannschaftskampf entwickelte sich dagegen dramatisch. Carmen an Brett 1 stand lange besser und wollte gegen WFM Lisa Sickmann unbedingt gewinnen, überriss die Partie dabei aber und verlor. Eva an Brett 2 hatte eine Qualität mehr, fand aber den Gewinnweg nicht. Letztlich ging der Kampf ganz knapp verloren. Angesichts des Ausgangs der übrigen Spiele wäre bei einem Sieg auch die Goldmedaille nicht mehr erreichbar gewesen, nach der Niederlage wurde es dann aber anstatt Silber sogar nur Bronze.
Wie vertreiben sich Schachspielerinnen die Zeit des Wartens: Sie blitzen ein paar Runden!
Bild von der Siegerehrung mit den Organisatoren Sebastian Swoboda und der Turnierleiterin Nadja Jussupow
Für Lily war es eine große Ehre, NRW vertreten zu dürfen und mit so vielen starken Frauen in einer Mannschaft zu spielen. Wir haben viele Kontakte geknüpft und schöne Stunden zusammen in Braunfels verbracht. Wir danken vielmals für die herzliche Aufnahme in diesem Kreis und würden uns sehr freuen, wenn Lily auch in Zukunft wieder die Chance bekäme, bei diesem tollen Turnier für NRW spielen zu dürfen.
Abschlussbericht des Deutschen Schachbunds